Nun sitzen wird also mitten im lila, rosa, grün blinkenden Disneyland der dobusch’schen Turbo-Kulturentwicklung. Der alten Fassade der Kirchen-gasse 4 und anliegenden Häusern ist liebevoller Betonraum verordnet worden. Jetzt fehlen noch ein paar designte Möbel, Blumentöpfe und Gras-fleckerl auf Rollen, ein paar Überwachungskameras und ein Security Dienst, dass wir uns endlich mit dem trendigen Wiener MQ vergleichen können. Schema F. Jedenfalls ist auch die Stadtwerkstatt in seiner vergleichbaren »putzigen« Kleinheit in einen neuen Fokus gerückt worden, weil man ja schließlich »gefühlvoll« neu mit alt verbunden hat. So wie die Pöstlingberg-bahn. Es ist schwer zu toppen, aber eine Erlebnisinsel namens »Linzer Auge« in der Donau vor dem neuen Gebäudekomplex geht uns wirklich noch ab. Das muss der zweite Dotter im Ei sein, der auf dem Cover des neuen Programmbuchs der europäischen Kulturhauptstadt abgebildet worden ist.
Ich kann mit dem Risiko, unter die ewig heillosen RomantikerInnen, SuderantInnen und VerhinderInnen zu fallen, im Moment gut leben, dennoch bin ich auch nicht auf der Nudlsuppe daher geschwommen und es ist mir sonnenklar, was so eine Revolution ohne Programm zu bedeuten hat. Die Stadt ist reich. Sie traut sich bloß noch nicht alles ganz zu betonieren, was im Weg ist. Man setzt seit einiger Zeit auf den langsamen Erstickungstod jeder Form von Wildwuchs und hofft so, mit wenig Aufsehen, schleichend den ganzen Dreck unter Kontrolle zu bringen. Weils leichter ist, fängt man im Zentrum der Stadt an. Im Süden und an den Rändern der Stadt lässt man normalerweise die experimentellen Kunst- und KulturarbeiterInnen günstig und interdisziplinär vorarbeiten. Im europäischen Kulturhauptstadtjahr ist selbst dies künstlich ins Leben gerufen und gefördert worden. So eine kuratierte Gentrifizierung nennt sich dann jedenfalls in dem Zusammenhang ganz treffend »Normalzustand«.
Es ist jedenfalls ein weit verbreiteter Irrglaube, dass sie nicht wissen was sie tun, denn sie wissen es genau.
Im Haus der Stadtwerkstatt, geht’s seit Monaten zu wie auf der Bausstelle vorm Haus. Es hat sich viral verbreitet, dass es bei uns einen Kaffee-Automaten, Klos und Raum zum Aufwärmen gibt. Wir haben uns an die x Bauhackler, die entweder aufs Klo gehen (und sich nicht hinsetzen beim Pinkeln), einen Automaten-Kaffee trinken kommen oder im Foyer jausnen, gewohnt. Ich meine, damit das nicht falsch verstanden wird, wir sind natürlich ein offenes Haus, während andere das nur im Logo stehen haben, aber mit dem Durchzug und einer Nutzerfrequenz dieser Art, die sich gut in der Statistik der Besucherzahlen machte, haben auch wir nicht gerechnet. Ja, Du lachst, aber so werden Besucherstatistiken gemacht! Mittlerweile grüßt man sich jedenfalls wie KollegInnen, benutzt halt das untere Klo nicht mehr und plaudert über den derzeitigen Stand der Baustelle. Eine totale Win-Win Situation. Wir dürfen uns Hiltis von der Baustelle ausborgen und die Stadtwerkstatt verdient pro Kaffe auch ein paar Cent. Also ich finde man sollte die Leute mal wirklich ins Radio Fro Studio einladen zum Baustellen-Talk. Hier würde man jedenfalls viel über diverse Baupfusch-Aktionen aus erster Quelle erfahren. Böse Zungen behaupten, dass mit der Eröffnung des neuen Gebäudes, erst die Baustelle beginnt.
Beim Spaziergang über die von mir zutiefst gehasste Brücke und dann runter Richtung Lentos konnte man in den letzten Tagen das »Wer kann besser Blenden-Spiel« richtig schön erleben. Die fetten Institutionen sprechen miteinander. Die Eine strahlt einfältig pink und braucht - ich weiß nicht wieviel - Watt Strom und die Andere antwortet: Ätsch, ich kann blinken. Diese Situation würde auch andere Vergleiche zulassen, aber auf die möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Dahinter stellt man sich die Macher mit »Christkindaugen« vor, die an den Reglern der Beleuchtung schrauben. Willkommen in der Retro Postmoderne.
Es ist alles grotesk und unglaublich amüsant, wenn auch ein bisschen traurig.
Netzmix
Vielleicht noch nicht allen untergekommen, aber das Unternehmen Google hat ein 75 Hektar großes Grundstück in der Gemeinde Kronstorf im Bezirk Linz-Land gekauft und plant ein Rechen-zentrum. Die bereits im Mai von österreichischen Bloggern gemeldete Geschichte, dass Google in Kronstorf einen Standort eröffnen wird, wurde am Donnerstag durch Aussendungen von Landes-hauptmann Josef Pühringer (ÖVP) und Google offiziell bestätigt. Das Investititonsvolumen bewegt sich im dreistelligen Millionenbereich. http://futurezone.orf.at/
CCC-Congress in Berlin/25C3: Nothing to hide
Auch heuer findet der Chaos Computer Congress wieder im Kongress Zentrum am Alexanderplatz in Berlin statt. Peter Wagenhuber von servus.at wird ihn auch dieses Jahr besuchen. Ein Pflichtvortrag ist bereits am ersten Tag angesetzt »Solar-powering your geek gear«. http://events.ccc.de/congress/
Funkfeuer Knoten 2 - Der Stwst Ziegelturm
Die Eröffnung des solarbetrieben Funkfeuer-Knotens geben wir in den nächsten Tagen auf der servus.at Webseite bekannt. Das Wetter hat uns bisher einen Streich gespielt und wir konnten das Solar-Panel noch nicht am Ziegelturm auf der Donaulände montieren. Alle Vorbereitungen für die Montage sind fertig. Auch technisch funktioniert soweit alles. Wir wollen das unbedingt noch mit Euch vor Weihnachten feiern mit Glühwein und Maroni! http://linz.funkfeuer.at/
RFID – Die Animation / The final Version online!
Die Animation zeigt, dass der Einsatz von RFID (Radio Frequency Identification) eine unsichtbare, automatische und drahtlose Identifizierung von Gegenständen und Lebewesen möglich macht.
http://www.servus.at/rfid
»From Dust Till Dawn« in Zagreb
Die Installation »From Dust Till Dawn« (Decker/Offenhuber), die 2006 in Zusammarbeit mit servus.at bei der Ars Electronica das erste Mal gezeigt wurde, wandert im Dezember nach Zagreb zum TOUCH ME Festival - Intersections of Technology, Science and Art. http://core.servus.at/node/63
treibsand/servus.at Veranstaltung
18. Dezember 2008, 18.30 Uhr
Aula, Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 8, 4010 Linz
Wir freuen uns die beiden AutorInnen der Bücher Ambivalenzen der Sichtbarkeit (Johanna Schaffer) und Amateure im Netz (Ramón Reichert) an diesem Abend zu begrüßen.
»In unseren Büchern erkunden wir den Zusammenhang von Bildpro-duktion und der Herstellung von Macht. Wir verstehen wissenschaftliche Praxis immer auch als eine Möglichkeit politischer Kritik. Unsere Bücher zeigen neue Möglichkeiten auf, die in den Unterschiedlichkeiten unseres Umgangs mit visuellem Material liegen – um zu diskutieren, wo sich die Ansätze und Ansprüche
aller Anwesenden überlagern und wechselseitig ergänzen können«, so die AutorInnen.
Nach einer Vorstellung und Auseinandersetzung mit den Büchern wird der Abend mit Vokü und Sound von Bernd Oppl ausklingen.
Begrüßung und Moderation: Aileen Derieg, Uschi Reiter (Servus) und eine Person von Treibsand.
Johanna Schaffer: Ambivalenzen der Sichtbarkeit. Über die visuellen Strukturen der Anerkennung. Bielefeld: transcript 2008
Mit dem Topos »Sichtbarkeit« greift dieses Buch eine Denkfigur auf, die in den politischen Debatten um die Anerkennung marginalisierter Gruppen eine zentrale Rolle spielt. Wie aber können minorisierte Positionen visuell dargestellt werden, ohne in der Form ihrer Darstellung Minorisierung zu wiederholen? An dieser Schnittstelle zwischen ästhetischen, antirassistischen und queer-feministischen Fragestellungen setzt das Buch mit Mitteln der Visual-Culture-Forschung an. Dabei arbeitet es heraus, dass und wie sich Hegemonie grundlegend über ästhetische Formen herstellt. Die Frage der Sichtbarkeit wird somit in das Feld der visuellen Ästhetik und der Bilder rückübersetzt, um deren politische Bedeutung zu unterstreichen. Zudem werden analytische Begriffe und Figuren als Instrumentarien gegen Minorisierungen im visuellen Feld bereitgestellt.
Ramón Reichert: Amateure im Netz. Selbstmanagement und Wissenstechnik im Web 2.0. Bielefeld: transcript 2008
Erstmals für den deutschsprachigen Raum untersucht »Amateure im Netz« die Medialisierung des Alltags in Online-Tagebüchern, Weblogs und Webpor-talen. Spätestens seit dem Aufkommen sozialer Portale wie MySpace, Facebook und Xing sowie mit der Etablierung user/-innengenerierter Online-For-mate wie YouTube, Flickr und Wikipedia kristallieren sich im Internet neuartige diskursive, mediale, visuelle und technische Verfahrensweisen heraus. Der Band analysiert die sozialen Spielregeln der neuen Repräsentationspolitik und hybriden Wahrnehmungs-kultur. Dabei verfolgt er das Anliegen, die medien-spezifischen Prozeduren sozialer Normalisierung und Subjektkonstitution im Spannungsfeld zwischen 'begeisterter' Selbstdarstellung und 'verinnerlichten' Kontrolldiskursen aufzuzeigen.
Büchertisch, Vokü, Drinks, Sound: Horace (Bernd Oppl)
Infos: http://treibsand.servus.at