Die Retter und Widerständler bilden »das unbezahlbar teure Kapital des deutschen Volkes“, hatte Arno Lustiger einmal geschrieben und damit in affirmativer Weise den deutschen Zugang zum Widerstand ganz treffend beschrieben. Schon mit der Heroisierung der Attentäter des 20. Juli hatte man die Blase des Widerstandes durch eine Menge fiktives Kapital angereichert, sodass man sich nicht auf die Phrase des „deutschen Widerstandes“ beziehen kann, ohne sie als grundlegend polemische Formulierung zu verwenden. Aber selbst hier kann man noch gewisse Überraschungen erleben. Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung brachte 2016 ein Heft zum „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ heraus. Darin findet sich unter dem Untertitel „Widerstand aus christlichem Glauben“ folgender Text über „Kurt Gerstein“:
„Geboren 1905, engagierte sich Kurt Gestein nach dem Abitur in der christlichen Jugendarbeit. Er studierte Bergbau und legte 1931 die Prüfung zum Diplom-Ingenieur ab. Im Mai 1933 trat Gerstein in die NSDAP ein. Im selben Jahr protestierte er offen gegen die Auflösung der evangelischen Jugendverbände und schloss sich bald darauf der oppositionellen Bekennenden Kirche an. 1936 wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen und zweimal inhaftiert. Nachdem Kurt Gerstein von der Mordaktion an Patienten von Heil- und Pflegeanstalten erfahren hatte, entschloss er sich, in die Waffen-SS einzutreten. Er hoffte, auf diesem Weg nähere Informationen über Verbrechen der Nationalsozialisten zu erhalten. Gerstein wurde dem Sanitätswesen der Waffen-SS zugeteilt und übernahm die Leitung des technischen Desinfektionsdienstes. Im Juni 1942 bekam er erstmals den Auftrag, Blausäure (Zyklon B) zur Ermordung von Menschen zu beschaffen. Im August 1942 wurde er zudem Zeuge des Massenmordes in den Vernichtungslagern Belzec und Treblinka. Gerstein informierte mehrfach ausländische Diplomaten und Geistliche über die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen und versuchte, Lieferungen des Zyklon-B-Gases zu sabotieren. Am 22. April 1945 stellte er sich den französischen Behörden. Kurt Gerstein kam am 25. Juli 1945 in einem Pariser Gefängnis unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben. Der von ihm noch in der Haft verfasste Bericht ist eines der wichtigsten Dokumente über den Völkermord an den Juden Europas.“ (1)
Der „Widerstand in SS-Uniform“, so der Titel der Gerstein huldigenden Wanderausstellung, der selbst die SS von dem Makel einer kollektiven Schuld befreit, hatte nun wirklich noch gefehlt. Bis dorthin war es ein gewisses Stückchen Weg. Gerstein war, nachdem seine Witwe auf eine Hinterbliebenenrente geklagt hatte, posthum als Belasteter befunden wurden, woran vorerst auch mehrere Revisionsverfahren nichts änderten. Die Einstufung als Belasteter rechnete ihm seinen potenziellen Widerstand schon an und minderte seine sonstige Einstufung als Hauptverantwortlicher. Bedeutsam für den außerjuristischen Wandel war vor allem die Veröffentlichung des Berichts Gersteins durch Léon Poliakov (1951 in Auszügen, 1955 komplett) und durch das Institut für Zeitgeschichte 1953. Im Zuge der letzteren Veröffentlichung hatte der Herausgeber Rothfels einen Aufsatz als Vorwort verfasst, der den linearen Widerständler Gerstein entwarf, was von Gert H. Theunissen im WDR 1957 munter aufgegriffen und noch ein Stück weiter vorangetrieben wurde. Der erste wirkliche Wandel hingegen setzte erst ein, nachdem Rolf Hochhuth motiviert von der Veröffentlichung des Berichts in seinem Stück „Der Stellvertreter“ (1963, begonnen 1959) nicht nur den Papst Pius XII. zu einer Art Hauptverantwortlichen des Holocaust modelte, sondern dem SS-Mann Kurt Gerstein als dem Helden seines Stückes ein Denkmal errichtet, das maßgeblich die weitere Beurteilung jenes Mannes bestimmte. Nachdem sich anlässlich jenes Dramas nun auch Issy Wygoda, ein Shoah-Überlebender, und der Zentralrat der Juden für Gersteins Rehabilitation einsetzten, hatte man nun die fehlende Rechtfertigung (2) und ausgerechnet Kiesinger, der selbst in die NSDAP eintrat, um gegen den Antisemitismus zu kämpfen, (3) stufte Gerstein 1965 schließlich als „Entlasteten“ ein. Bis hierhin kann man die ganze Geschichte mit viel Phantasie und Wohlwollen noch als juristischen Akt begreifen, in welchem die Unschuldsvermutung zur Geltung zu kommen habe. Dass die Rehabilitation niemals so rein rechtlich war, sollte schon klar geworden sein. Auch dass die Unschuldsvermutung angesichts des Nationalsozialismus eher selbst Teil der Barbarei ist, dürfte hoffentlich selbstverständlich sein. Während es jedoch im Rechtlichen zumindest noch Argumente für ihre Anwendung gibt, ist dies für die außerjuristische Aufarbeitung ohne jede Legitimation. In eben diesem Geiste wurde die Causa Gerstein nachträglich durch Biographien, die allesamt von einer gehörigen Sympathie oder zumindest Faszination für jenen „Spion Gottes“ geprägt sind, abgesegnet (4). Diese Werke sind vor allem selbst im schlechtesten Sinne literarisch. Es ist eines der makabren Momente, dass Hochhuth mit seinem dokumentarischen Drama den Weg ebnete für eine literarische Geschichtsschreibung, die aufgrund ihres Verführungscharakters die folgende Forschung und Rezeption in einer kaum gekannten Weise kanalisiert hat (5). Bald übernahm auch die evangelische Kirche die für sie günstige Erzählung und wurde die maßgebliche Verfechterin der Ehre Gersteins - eine ihrer wichtigsten Jugendbildungsstätten erhielt schon 1964 den Namen „Kurt-Gerstein-Haus“. Im Jahr 2020 huldigen ihm schon dezidiert linke Zeitungen, wie das Neue Deutschland (6).
Die Geschichte Gersteins ist interessant, daran besteht kein Zweifel. Auch hatte sein Bericht eine erhebliche Bedeutung. Wenn sich auch zahlreiche Angaben als übertrieben, ungenau oder schlichtweg falsch erwiesen haben, konnten durch die Verwendung jenes Berichts als Beweismittel zahlreiche andere Aussagen von Tätern entlockt werden, die letztlich zur Aufklärung beitrugen. Die maßgebliche Tat, die seine Aura als Widerständler begründete, besteht darin, dass er im August 1942 dem schwedischen Gesandten, Göran von Otter, über die von ihm soeben selbst gesehene Vernichtung von Juden in Belzec und Treblinka aufklärte, und diesen um Weiterleitung jener Information an die Alliierten bat in der Hoffnung, diese würden Flugblätter über Deutschland abwerfen und dadurch die Deutschen dazu zu bewegt, sich gegen die Regierung zu wenden. Gerstein sei dabei sehr aufgeregt und fassungslos gewesen – was in der weiteren Erzählung als nicht ganz unwichtiger Beweis für die Authentizität Gersteins gilt. Obwohl erst durch Aussagen nach ´45 belegt, ist jene Episode als glaubwürdig zu betrachten; zumal der schwedische Gesandte kein näheres Interesse hatte, irgendwelche Geschichten zu erfinden. Ob andere vergleichbare Berichte erfolgten, so jener versuchte beim Apostolischen Nuntius in Berlin oder ein erfolgreicher an den niederländische Untergrund, mag fraglich (gewesen) sein, ist aber in jedem Fall möglich bzw. im letzteren Fall mittlerweile sogar bewiesen (7). Sie alle aber erfolgten nach dem Treffen in einem Zug mit dem schwedischen Gesandten. Die Bewertung oder zumindest Einordnung jener Tat, also der Übermittlung eines Berichts über die Ermordung von Juden an den schwedischen Gesandten, ist schon daher als zentrale Herausforderung zu betrachten. „Kurt Gerstein wird in dieser Nacht zum wichtigsten Whistleblower des Holocaust“, heißt es beim MDR und „Schon im Zug auf der Rückreise nach Berlin begann er mit seiner Agententätigkeit“, meint die FAZ.
Obwohl Gerstein nach seinen Beobachtungen in Belzec und Treblinka derart geschockt gewesen sei, blieb er munter auf seinem Posten, was seinen Verteidigern gewisse Argumentationsprobleme bereitete, die sie mit der oben zitierten Melange aus Zeugenschaft und Sabotage(versuchen) zu entkräften versuch(t)en (8). Am 22. April 1945 stellte sich Gerstein der französischen Armee und verfasste in Haft mehrere Fassungen seines als Gerstein-Bericht bekannt gewordenen Augenzeugenbericht (9). Am 5. Juli wurde er in ein Gefängnis in Paris überführt und nach einem Verhör sowie letztlicher Anklageerhebung am 25. Juli 1945 erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Während die Logik und die offiziellen Stellen Suizid annahmen, konnten sich Gersteins Witwe, Hochhuth und der Spiegel, um nur einige zu nennen, damit nicht recht abfinden und führten je nach Gusto an, dass er entweder von anderen gefangenen SS-Leuten oder aber gleich von den Franzosen ermordet wurde. Wenn man versucht, die Motivation Gersteins zu verstehen, muss man in Betracht ziehen, dass er seinen Bericht sogleich mit „Referenzen“, d.h. „Antinazis“, mit denen er Kontakt gehabt habe, schloss. Der Bericht sollte maßgeblich (auch) seiner eigenen Entlastung dienen, und das ist noch gelinde gesprochen, wenn man bedenkt, was ihm seines Erachtens als Lohn zustand, und aus einem gefundenen Gesuch ersichtlich wird: „Ich habe ferner den begreiflichen Wunsch, meinen Verdiensten im Kampf gegen den Nazismus entsprechend, entweder wieder in die mir mit gehörige Fabrik zurückzukehren oder in den öffentlichen Dienst im Kohlenbergbau, aus dem ich wegen meiner nazifeindlichen Tätigkeit 1936 entfernt wurde. Aus diesen Gründen bitte ich um Ausfertigung eines Passierscheines von Rottweil nach Tübingen, wo ich mich dem Herrn Militärgouverneur zur Verfügung zu stellen gedenke.“ (10) Insbesondere im Fall Gersteins stellt sich das Problem der Zeugen – bei denen es sich oftmals um bloße Charakterzeugen handelte, die Aussagen lieferten wie: „Dass er selbst ein Antinazi war und blieb, davon bin ich überzeugt. Ich bin überzeugt, dass Gerstein ein Wahrheitsfanatiker war .... Nach seiner Charakterisierung glaube ich, dass er sabotierte, wo er konnte ...“ oder „Es ist ausgeschlossen, dass er SS-Mann war und tat, als ob er Christ sei. Ich war überzeugt, dass er innerlich Christ blieb und dass er Menschen rettete, wo er konnte ....“ bzw. „Jedenfalls glaube ich sagen zu dürfen, dass Gerstein bis zum Schluss seiner christlichen Überzeugung treu geblieben ist und das ernste Bestreben gehabt hat, dem nationalsozialistischen Vernichtungswillen gegenüber seinen Gegnern entgegenzuwirken, soweit er konnte. Die Art, in der er dies tat, war und blieb sehr merkwürdig. Aber an seinem lauteren Willen vermag ich auch nachträglich nicht zu zweifeln.“ Die meisten waren Verwandte, Freunde und Untergebene Gersteins oder wie Gerstein selbst, Mitglieder der Bekennenden Kirche. Ein gehöriger Teil jener angeführten Charakterzeugen hatte eigene Interessen; Gersteins Witwe materielle Interessen an seiner „Rehabilitation“, da ihr die Erbschaft und eine Hinterbliebenen-Rente vorerst verwehrt war. Die Bekennende Kirche und darin vor allem der Zweig der Niemöller-Bande musste ihren angeblichen Widerstandscharakter mit allen Mitteln zu verteidigen. Der große angebliche Widerständler Martin Niemöller, der noch aus dem KZ ein Gesuch an Hitler richtete, um im Krieg kämpfen zu dürfen, hat selbst nach 1945 nie bestritten, dass sein einziges Motiv der Kritik am NS dessen antichristliche Religionspolitik gewesen sei (11). Niemöller war ein Nazi, der in Ungnade gefallen war. Es war jener Niemöller, der noch nach ´45 unter anderem das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, Georg Elser sei „SS-Unterscharführer“ gewesen, „der 1939 das Attentat im Bürgerbräukeller auf Hitlers persönlichen Befehl durchzuführen hatte“ (12) Und Otto Dibelius verkündete nach 1945: „Ich war nie Nationalsozialist. Ich habe nie meine Hand zum Hitlergruß erhoben und habe nie das Horst-Wessel-Lied mitgesungen.“ Nun hatte er damit jedoch nur Recht, wenn folgender Satz von 1933 keine Rolle spielt: „Ich habe mich trotz des bösen Klanges, den das Wort vielfach angenommen hat, immer als Antisemiten gewußt.“ Besonders repräsentativ für die Bekennende Kirche ist deren Mitwirkung im Freiburger Kreis, dessen Denkschrift „Politische Gemeinschaftsordnung: ein Versuch zur Selbstbesinnung des christlichen Gewissens in den politischen Nöten unserer Zeit“, die Ende 1942/Anfang 1943 entstand, und eine Gesellschaftsordnung nach der militärischen Niederlage entwarf. Darin findet sich im Anhang eine Schrift „Vorschläge für eine Lösung der Judenfrage in Deutschland“. Der Anhang beinhaltet zwar eine Verurteilung des Massenmordes an den Juden, aber betont sogleich: „Die Existenz einer zahlenmäßig erheblichen Judenschaft innerhalb eines Volkes stellt nun einmal ein Problem dar, das immer wieder zu Schwierigkeiten führen muß, wenn es nicht einer grundsätzlichen und großzügigen Regelung zugeführt wird.“ Die Schrift verrät auch, wieso Dibelius, Niemöller und Co. nach 1945 keine offenen Antisemiten mehr sein brauchten: „Der Staat verzichtet nach Aufhebung der Nürnberger Gesetze auf jegliche Sonderbestimmungen für die Juden und zwar deshalb, weil die Zahl der überlebenden und noch nach Deutschland zurückkehrenden Juden nicht so groß sein wird, daß sie noch als Gefahr für das deutsche Volkstum angesehen werden können.“ Diese Kronzeugen in positivistischer Manier anzuerkennen, hieße, die ganze Entnazifiszierungsmaschinerie zu verkennen, in der die Entlastung von Hinz und Kunz nicht nur zum guten Ton gehörte. Insbesondere die Bekennende Kirche brauchte Positivbeispiele, hatte demnach an der Mythologisierung Gersteins ein ureigenes Interesse, um ihre maßgebliche Rolle in der Evangelische Kirche Deutschlands nach 1945 zu sichern. Dem wäre ihr wahrlich nicht ganz so großer Abstand zum NS in die Quere gekommen, den ein anderer angeblicher Spion der BK in SS-Uniform, Alfred Salomon, verriet, als er schrieb: „Man wählte mich in den Bruderrat der Steglitzer Lukaskirche. Niemand nahm Anstoß daran, daß ich in der SS inzwischen zum »Rottenführer« befördert worden war.“ (13) Um nicht mißverstanden zu werden: Die Bekennende Kirche war kein derart geschlossener Verband, der sie sich über einen Kamm scheren ließ. Personen wie Dietrich Bonhoeffer beispielsweise sind von deutlich anderer Verfasstheit als Niemöller. Letzterer aber repräsentiert die hegemonialen Kräfte in der Bekennenden Kirche, was diese schon mit der Leugnung derjenigen, denen man am ehesten Widerstand zusprechen könnte, in ihrem „Märtyrerbuch“ perfekt zum Ausdruck brachte, dessen Einleitung betonte: „Alle, von denen in diesem Buch die Rede ist, […] haben ihre Leiden nicht darum auf sich genommen, weil sie mit der Politik des Dritten Reiches nicht einverstanden waren und in ihr ein Verhängnis für unser Volk erkannten, […].“ Bezeichnenderweise hatte Gerstein zu jenem „unpolitischen“ Flügel der BK Kontakt. Jeden vom NS Verfolgten automatisch eine Rolle als Widerstandskämpfer zuzugestehen, wie es im Falle der Bekennende Kirche sich vollzieht, hieße in der Verlängerung nichts anderes, als dass dieser Rang auch Gestalten wie Röhm oder den Brüdern Strasser zustehen würde. Der Familie Gersteins, obwohl überzeugte Nazis, dürfte ein Widerständler letztlich doch sehr viel lieber gewesen sein als ein in den Massenmord an den Juden Verstrickter. Gersteins Untergebene in der SS profitierten natürlich direkt von seiner Entlastung, an der sie munter mitwirkten, da diese unmittelbar ihre eigene Entnazifizierung bedeutete. Gersteins Selbstmord stößt sich wirklich mit seinem permanent und penetrant angeführten Motiv: Zeugnis ablegen bzw. dem Mitmachen, um davon zu berichten. „Ich hätte schon ein paar Mal herauskönnen, ich will nicht raus, ich muß wissen, was die vorhaben!“, erwähnte er angeblich seiner Frau gegenüber und kurz vor seinem Tod war er noch überzeugt, dass er „als einer der Hauptzeugen gegen die Kriegsverbrecher vor dem internationalen Gerichtshof aufzutreten habe.“ Anders als von seinen Zeugen behauptet, lagen dem Herrn Selbstmordgedanken wahrlich nicht fern. Gersteins Witwe behauptete: „Seiner ganzen Persönlichkeit, seinen Plänen und seinem Glauben nach ist Selbstmord unmöglich.“ Nun wird das schon durch die Tatsache widerlegt, dass Gerstein in seinem Bericht selbst schrieb: „Ich machte einige Minuten intensivster Verzweiflung durch und hatte bereits die Pistole aus der Tasche gezogen und mich auf den Selbstmord vorbereitet.“ Auch habe er im Allgemeinen aus Angst vor Festnahme eine Kaliumcyanid-Kapsel bei sich getragen: „Damit ich keinen Mithelfer hereinlege, habe ich in diesem Siegelring unter dem Stein Zyankali!“ Weitere Suizidgedanken sind schon aus den 1930ern bekannt. Wenn der Auftritt als Zeuge sein Hauptmotiv war, dann hätte er die Beweise gerade auch als Angeklagter erbringen können. In jenem Falle hätte Zeugenschaft und Schuld nicht als strikt voneinander getrennte Momente gelten dürfen. Und um die Trennung war Gerstein bemüht. Alle, die ihn zu verteidigen gedenken, stützen sich maßgeblich auf ein anfängliches Papier, das er kurz nach seiner Festnahme erhalten habe, wie Saul Friedländer im Spiegel anlässlich des Verfahrens seiner Witwe schrieb: „Die Entnazifizierer belangten ihn wegen seiner Dienststellung im SS-Apparat. Was nutzte es nun, daß der französische Militärkommandant von Reutlingen dem Ehrenhäftling Gerstein 1945 bestätigt hatte: "Der Inhaber dieses Ausweises ist kein wirklicher SS-Mann und darf nicht als solcher behandelt werden" -- die Perfektionisten der Entnazifizierung bemerkten nur die formale Belastung des ehemaligen SS-Obersturmführers und rollten den Fall auf.“ Nun könnte man einwenden, dass die Existenz des Schreibens schon an sich fraglich ist, da m.E. nur Gerstein selbst über jenen angeblichen Ausweis berichtet. Doch selbst wenn er existiert hätte, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass er schließlich von denselben Alliierten doch als Kriegsverbrecher inhaftiert wurde und die Anklage wegen Mordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhoben wurde. Ein Blick in die Verhöre sehr rasch zeigt, dass das eventuelle – vermutlich der anfänglichen Überrumpelung geschuldete – Wohlwollen, einer gehörigen Skepsis bis völligem Unglauben gewichen war. An diesem Punkt dürfte Gerstein klar geworden sein, dass er und sein Mythos einem weiteren Verhör nicht standgehalten würden. Da er mit dem Suizid das Ende zahlloser anderer SS-Leute wählte, darf er sich für viele in seiner Fan-Gemeinde nicht umgebracht haben: „den Suizid am 25. Juli 1945 in französischer Gefangenschaft zweifeln etliche an.“ (14) Sein Suizid ist die Grundlage des Mythos, denn man darf die Rolle des „Verplapperns“ im Rahmen der Aufarbeitung auf keinen Fall vernachlässigen und nicht vergessen, wie viele der Täter sich in Verhören, in späteren Prozessen, die Andere betrafen und in denen sie nur als Zeugen auftraten, oder gar in Interviews, welche sie Jahrzehnte später hielten, verrieten und belasteten. Im Falle Gersteins hat man in erster Linie nur seinen eigenen Bericht, der selbst nahezu literarisch und vor allem rhetorisch war. Das Problem einer vernünftigen Kritik des Berichts ist, dass aus durchsichtigen Gründen es vor allem die Revisionisten waren, die jenen Bericht einer ausführlichen Kritik unterzogen. (15) Aber strenggenommen muss man nur lesen können, um am Aufbau des Berichts, anhand der konkreten Formulierungen die unzähligen Brüche der Darstellung Gersteins zu erkennen und zwar vor allem dann, wenn es auf seine eigene Verstrickung verweisen würde. So war Gerstein frühes NSDAP und SA Mitglied, dann „Widerständler“ und wurde schließlich ausgeschlossen. Auch das liest sich in seinem Bericht folgendermaßen: „Seit Juni 1933 von der Gestapo verfolgt wegen christlicher Betätigung gegen den Nazistaat. Am 2. Mai 1933 Eintritt in die NSDAP“. Bereits zu Beginn der Darstellung kommt der teleologische und rhetorische Aufbau zu Tage. Er tritt der NSDAP quasi bei, um schon einen Monat darauf verfolgt und etwas später ausgeschlossen zu werden. Im Allgemeinen scheinen jene Angaben einen gewissen Wahrheitskern zu haben, insoweit man sein Engagement als ein solches ausschließlich gegen antichristliche Momente des NS versteht. (16) Gerstein wusste sehr genau, wie wichtig eine lineare Haltung für die Bewertung seiner Person sein würde und legte seinem Bericht ein Flugblatt, das er verfasst hatte, als Beweis seines früheren offenen Widerstandes aus christlichen Motiven, und zwei Haftbefehle bei. Aus reinen Recherchegründen soll er schließlich doch wieder näher an das Regime herangetreten sein: „Als ich von der beginnenden Umbringung der Geisteskranken in Grafeneck und Hadamar und andernorts hörte, beschloß ich, auf jeden Fall den Versuch zu machen, in diese Öfen und Kammern hineinzuschauen, um zu wissen, was dort geschieht. […] Dies um so mehr, als eine angeheiratete Schwägerin - Bertha Ebeling - in Hadamar zwangsgetötet wurde.“ In Wahrheit hatte er seinen SS-Aufnahmeantrag Monate vor dem Bekanntwerden dieses Mordes gestellt. Nach anderen Angaben soll er das Motiv schon gehabt haben, bevor T4 überhaupt angelaufen war (17). Einige seiner engagierten Biographen, die dem reinen Spioncharakter nicht ganz zu glauben scheinen, allen voran Bernd Hey, wissen, dass Gerstein schon finanziell gar nicht anders konnte, als in die SS einzutreten: „Mit dem Ende seiner Karriere im Bergbau stand Gerstein vor erheblichen wirtschaftlichen Problemen.“ Hey gestand noch zu: „Zwar konnte er aus einer Firmenbeteiligung der Familie, aus der ihm eine monatliche Rente zustand, zunächst den Gehaltsverlust überbrücken,“ fügt aber sogleich wieder an: „doch hatte er offenbar Schwierigkeiten, eine neue Stellung zu finden.“ (18) Erst über den Obersturmführer Gerstein heißt es dann: Nun „konnte er auch seine Familie auf eine bessere wirtschaftliche Grundlage stellen, zumal ihm inzwischen ein Sohn und eine Tochter (ein zweiter Sohn sollte noch folgen) geboren waren.“ (19) Gerstein selbst aber hatte in seinem Berichte darauf hingewiesen, dass sein Medizin-Studium, das er nach seiner Entlassung aus dem staatlichen Bergdienst begann, durch seine „wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglicht“ wurde, genauer: „Als Teilhaber der Firma De Limon Fluhme & Co. in Düsseldorf bezog ich ein durchschnittliches Einkommen von jährlich 18 000 Reichsmark.“ Dem entspricht zu selben Zeit der Sold eines Generalleutnants bzw. dem Gehalt eines Botschafters, Ministerialdirektoren oder dem Präsidenten des Reichsversicherungsamtes (20). Bei einem Durchschnittsjahreslohn für einen Angestellten von grob 2750 RM im Jahre 1939, und grob 1900 RM für einen Arbeiter, kann man dies wohl als ein gehöriges „Überbrückungsgeld“ bezeichnen und jede Andeutung einer wirtschaftlichen Not wird zur Farce (21), zumal er, nachdem sein Ausschluss aus der Partei etwas abgemildert wurde, längst wieder einen Job hatte, als er sich bei der SS bewarb. Obwohl er seit Jahren von der Gestapo verfolgt wurde, habe ihm diese letztlich unter die Arme gegriffen: „Mit zwei Referenzen der Gestapobeamten, die meine Sache bearbeiteten, gelang es mir unschwer, in die SS einzutreten. Die Herren waren der Ansicht, daß mein Idealismus, den sie wohl bewunderten, der Nazisache zugutekommen müßte.“ Antisemitismus und Idealismus bilden hierbei Synonyme. Gerstein verschwieg, dass er schon einige Rehabilitationsversuche unternommen und um Wiederaufnahme in die Partei gebeten hatte, wobei er antisemitisch argumentierte (22) und sich auf seine Anhängerschaft des Wulle-Flügels berufen könnte. Da Wulle erledigt war, gestand Gerstein höchstwahrscheinlich, wie viele andere aus dem völkisch-antisemitischen Umfeld, dessen Niederlage ein und wandte sich (wieder) dem Sieger im Streit der Antisemiten zu. Während seiner Ausbildung bei der SS war Gerstein auch in „Arnheim-Holland“. Mit Blick aus dem Jahr 1945 schrieb er auch darüber: „In Holland nahm ich sofort die Fühlung mit der holländischen Widerstandsbewegung auf (Diplomingenieur Ubbink, Doesburg).“ Das klingt gut, und tatsächlich wird er Hermann Ubbink ungefähr im März 1943 von der Vernichtung in den Lagern berichten, der dies auch wirklich an den Untergrund weitergab. Im Frühjahr 1941 hingegen dürfte er schlichtweg einen Jugend- bzw. Studienfreund besucht haben, dem er nun auch zu erklären hatte, wieso er in die Waffen-SS eingetreten war - zumal er noch nichts zu berichten hatte. In der SS wurde er in den technisch-ärztlichen Dienst übernommen und dem SS-Führungshauptamt, Amtsgruppe D, Sanitätswesen der Waffen SS Abteilung Hygiene, zugeteilt.“ Dort hatte er schließlich „unverdientermaßen (!) große Erfolge“ in der Seuchenbekämpfung: „Wegen meiner Erfolge wurde ich bald Leutnant und Oberleutnant.“ Die Beförderungen waren also – quasi – unverdient. Jene Formulierung verweist schon auf seine nächsten Tätigkeiten, von denen er sich im Bericht zwar vorab distanzierte, nicht ohne jedoch sogleich doch wieder auf jene ersten Erfolge zu sprechen zu kommen und sein Verdienst zu betonen: „In der Tat gelang es wenigstens, die schreckliche Fleckfieberwelle von 1941 in den Lagern einigermaßen einzudämmen.“ Dies ist insofern bezeichnend, da er wenige Zeilen vorher schrieb: „Ich konstruierte fahrbare und ortsfeste Desinfektionsanlagen für die Truppe, für Gefangenenlager und Konzentrationslager.“ Es ist die rhetorische Verschiebung hin zu den „Lagern“, die zumindest den Verdacht erweckt, dass seine Sanitätsarbeit vor allem der „Truppe“ zugutegekommen sein dürfte (23). Saul Friedländer schrieb über jene Zeit: „Während der folgenden Monate interessierte sich Gerstein immer stärker für seine Arbeit. Anscheinend hatte er die Gründe vergessen, die ihn in die SS geführt hatten.“ (24) Solche Sätze ergeben nur Sinn, wenn man Gerstein eine lineare Widerstandsmotivation unterstellt, die hier nur kurz unterbrochen worden sei - eine Interpretation, die zumindest Gerstein selbst sehr zugesagt haben dürfte. Das enorme Bedürfnis Friedländers, eine solche Linearität zu „finden“, wird deutlich, wenn er über einen Brief Gersteins an dessen Frau aus dem August ´41 schreibt, in dem Gerstein von seiner Tätigkeit im Desinfektionsbereich berichtet. „Nur ein einziger Satz in [jenem] Brief […] könnte darauf hindeuten, daß sich seine Absichten nicht geändert hatten“, schrieb Friedländer und zitiert: „Ich bin hier an einem Platze, wo ich in der Tat ungeheuer viel nützen und -- verhindern kann.“ Die Logik würde schon nahelegen, dass sich das „Verhindern“ schlichtweg auf Krankheiten bezieht und nicht im Geringsten irgendeine Motivation zur Sabotage des Regimes. Das Einzige, das Friedländer hier bewies, war sein eigener Wille, Gerstein unbedingt zu glauben. Schon im Januar 1942 schließlich „übernahm [Gerstein] den ganzen technischen Desinfektionsdienst einschließlich der Desinfektion mit hochgiftigen Gasen.“ In jener Funktion sei er dann quasi zufällig (25) mit einer Fahrt in die Lager der „Aktion Reinhardt“ beauftragt worden und jener Besuch wird sowohl Motiv wie auch maßgeblicher Inhalt seines Berichts werden. Der Stellvertreter Eichmanns, Rolf Günther, den er bis dato nicht kannte, sei am 8. Juni 1942 in seinem Büro erschienen: „Er gab mir den Auftrag, sofort für einen äußerst geheimen Reichsauftrag 100 kg Blausäure zu beschaffen und mit dieser mit einem Auto zu einem unbekannten Ort zu fahren, der nur dem Fahrer des Wagens bekannt sei.“ Jene Fahrt fand schließlich Mitte August statt. Mit an Bord war ferner „Professor Dr. med. Pfannenstiel“, selbst SS-Hygieniker. Unterwegs holten sie die Blausäure in den Kaliwerken der Degesch in Kolín und „fuhren alsdann mit dem Wagen nach Lublin, wo uns der SS-Gruppenführer Globocnek [Odilo Globocnik] erwartete.“ Dieser führte Gerstein in die „ganze Angelegenheit“ ein - „eine der geheimsten Sachen, die es zur Zeit überhaupt gibt, man kann sagen die geheimste.“ Gersteins erster Auftrag sei es, die Unmengen an Textilien, die den Opfern der Aktion Reinhardt geraubt worden, zu desinfizieren, damit sie der weiteren Verarbeitung zugeführt werden können. Lublin bzw. Majdanek war in der Tat die zentrale Sammelstelle von Kleidung getöteter Juden. Inwieweit Gerstein jene durchaus wahrscheinliche Aufgabe in der Folge ausführte, ist schwer zu beantworten. Nach eigenen Angaben sei er an ihr gescheitert. Globocnik weiter: „Ihre andere noch weit wichtigere Aufgabe ist die Umstellung unserer Gaskammern, die jetzt mit Dieselauspuffgasen arbeiten, auf eine bessere und schnellere Sache, Ich denke da vor allem an Blausäure. Vorgestern waren der Führer und Himmler hier. Auf ihre Anweisung muß ich Sie persönlich dorthin bringen…!“ (26) Am folgende Tage fuhren sie nach Belzec, wo Gerstein die Beobachtungen machte, die den Kerninhalt seines Berichts darstellen werden. Er beobachtete am darauffolgenden Tag – in Anwesenheit des Kommanditen Wirth - die Ermordung von tausenden Juden durch Abgase, wobei der betreffende Motor ausfiel, was die Qualen noch einmal erheblich verlängerte. Jene Darstellung ist in ihrer Drastigkeit als glaubwürdig zu betrachten und bildet den Kern des berechtigten Interesses an jenem Bericht. Zur Umstellung auf Blausäure kam es in Belzec nicht. Gersteins diesbezügliche Erläuterung lautete: „Der Hauptmann Wirth bat mich, in Berlin keine Änderungen seiner Anlagen vorzuschlagen und alles so zu lassen, wie es wäre und sich bestens eingespielt und bewährt habe. Die Blausäure habe ich unter meiner Aufsicht vergraben lassen, da sie angeblich in Zersetzung geraten sei.“ Dies Vergraben ist wichtig, da es, wenn es passierte, umso glaubhafter erscheint, dass hier eine Kette der Sabotageaktionen beginnt, die einzig Gersteins Verbleib auf seinem Posten rechtfertigen könnte. Es wurde immer wieder dadurch „bewiesen“, dass der Mitreisende Pfannenstiel es bestätigt habe. Dabei aber sollte auffallen, dass jener in den Vernehmungen immer nur davon sprach unter der Einschränkung „Wenn ich recht informiert bin, …“ bzw. „soweit ich weiß“; was deutlich darauf hindeutet, dass er es nicht selbst gesehen hat. Zu anderen Problemen mit jener Episode später. Im Anschluss ging die Fahrt nach Treblinka. Der dortige Aufenthalt beschränkt sich in den Darstellungen des Berichts auf den Besuch eines Banketts. Die Beobachtungen vor allem in Belzec bildeten, seinen eigenen Aussagen zufolge, die Motivation dem schwedischen Gesandten auf der Rückreise sogleich von den Geschehnissen zu berichten.
Anders als es sein Bericht suggeriert, war Gerstein keineswegs vor, sondern erst lange nach seinem Besuch in Belzec, nämlich erst am 19. Februar 1943, zum Obersturmbannführer ernannt worden, während er selbst nahelegte, auch diese sei im Zusammenhang mit den Arbeiten zur Desinfektion erfolgt (27). Die Beförderung zum Obersturmbannführer und dauerhafte Sabotage scheinen nur sehr bedingt zusammenzupassen und Gerstein dürfte dies geahnt und dementsprechend in seinem Bericht angepasst haben (28). Einen ersten Schritt Richtung Aufklärung hätte man wiederum seinem eigenen Bericht und der betreffenden Art der Abfassung entnehmen können. Es heißt dort plötzlich, dass Günther „anfang 1944 nochmals sehr große Mengen Blausäure von mir verlangte für einen sehr dunklen Zweck.“ Angeblich habe dieser von ihm verlangt, jene Blausäure in Berlin zu lagern, was angesichts der Bombenangriffe mehr als unwahrscheinlich ist. „Es handelte sich um mehrere Waggons, genug, um viele Millionen Menschen damit umzubringen.“ Gerstein äußerte einige Vermutungen, für welche Gruppe Menschen es gedacht gewesen sei, nannte aber als nahezu einzige die Juden nicht. „Auf jeden Fall richtete ich es so ein, daß die Blausäure sofort nach ihrer Ankunft in den beiden Konzentrationslagern Oranienburg und Auschwitz für irgendwelche Zwecke der Desinfektion verschwand. […] Ich bin sicher, daß Günther das Gift beschaffen wollte, um Millionen Menschen eventuell umzubringen. Es reichte für etwa 8 Millionen Menschen, 8500 Kilogramm. Über 2175 Kilogramm habe ich die Rechnungen eingereicht. Die Rechnungen ließ ich stets (!) auf meinen Namen umstellen, angeblich wegen der Diskretion, in Wahrheit, um in meiner Verfügung freier zu sein und um das Gift verschwinden lassen zu können.“ Während Gersteins Bericht einen Sprung von gut anderthalb Jahren macht und mit dem Gedanken einer einmaligen Bestellung und deren Beseitigung spielt, deuten schon die Formulierungen, wie „die Rechnungen“ und das „stets“, auf ein latent prozesshafteres Geschehen. Aufschluss lieferte ein Brief der Degesch, der Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung, Patenthalterin für Zyklon B, deren neue Leitung nach 1945 einen Kassensturz machte und sich beim nun ehemaligen Geschäftsführer Peters, der schon ´45 entlassen wurde, nach folgendem Sachverhalt erkundigten: „Bei der Kontrolle unserer Bücher stoßen wir unter anderem auf eine Forderung an den Obersturmführer Kurt Gerstein, Oranienburg G 36, in Höhe von 17 000 Reichsmark, die sich aus Lieferungen vom 30. Juni 1943 bis 31. Mai 1944 ergeben.“ In der Antwort Peters konnte man lesen: „Die Lieferungen des Zyklons, die Sie erwähnen …“ Gerhard Friedrich Peters, Geschäftsführer Degesch, hatte sich bald darauf, 1946, als er im IG-Farbenprozess als Zeuge aussagte, unbedachterweise in eben jener Angelegenheit selbst belastet, (29) und Gerstein posthum gleich mit. Gegen Peters wurde ein Verfahren eröffnet, in welchem er vorerst schuldig gesprochen wurde. Im Zuge des Prozesses kam heraus, dass der Kontakt spätestens im Juni 1943 begonnen hatte (30) und durch Gersteins Vorgesetzten, Joachim Mrugowsky, (31) vermittelt worden war. In diesem Zuge sei Gerstein bei Peters erschienen und habe eine Bestellung Blausäure veranlasst. Während Peters nach eigener Aussage noch eine (Test-)Verwendung als Giftgas zu Kriegszwecken annahm, habe Gerstein „das Missverständnis mit der Feststellung auf[geklärt], dass auf Befehl des Reichsführers SS gewisse Verbrecher, unheilbar Kranke und geistig Minderwertige getötet würden, dass die hierzu verwendeten Verfahren zuerst grausam und quälend gewesen seien, dass man nun mit Blausäure versucht hätte, um humaner vorzugehen, dass aber hierin noch eine grosse Grausamkeit liege, weil man nur behelfsmässig mit dem der SS verfügbaren Zyklon die Tötungen vorgenommen hätte …´ […] Gerstein habe ihn gebeten ihm zu helfen, eine schnellere Tötungsmethode zu finden. Gerstein habe an die Verwendung flüssiger Blausäure und deren rasche Verdampfung gedacht. […] Sie seien beide der Überzeugung gewesen, dass solches Vorgehen zwar offenbar unvermeidbar und angeordnet, aber abscheulich und grausam sei, und hätten dann nochmals die Frage diskutiert, wieweit wenigstens durch Anwendung geeigneterer Mittel der Tod menschenwürdiger werden könne. Gerstein habe die von ihm beobachteten Qualen auf den Reizstoffgehalt des handelsüblichen Zyklons zurückgeführt. Da flüssige Blausäure nicht zu beschaffen war, habe Gerstein gefragt, ob reizstoffloses Zyklon lieferbar wäre, was er, Dr. P., bejaht hätte. Gerstein habe nun die Lieferung solchen Zyklons ausdrücklich ohne Zwischenschaltung von Testa und Heli verlangt, da es sich um eine Geheime Reichssache handele und er einzig ihn dafür verantwortlich halten müsse. In dem Zusammenhang der Wahrung der Geheimhaltung sei es dann zu der sehr wichtigen Frage nach der benötigten Menge gekommen, soweit er sich erinnere. […] Es sei dann darüber gesprochen worden, welche Mengen von reizstofflosem Zyklon B Gerstein benötigte. Gerstein habe gesagt, dass er monatlich nach Bedarf einige Dosen benötige, und habe ausdrücklich 500g-Dosen verlangt. Er habe weiter darauf bestanden, dass der Auftrag durch den Angeklagten persönlich ohne Zwischenschaltung Dritter gehen solle. Der Angeklagte habe ihm bedeutet, dass dies technisch unmöglich sei, und vorgeschlagen, Gerstein solle auch im Interesse der Geheimhaltung einen Dauerauftrag für die monatliche Lieferung eines grösseren Quantums Zyklon B geben. Gerstein habe ihn dann gefragt, ob reizstoffloses Zyklon B für Entwesungen verwendbar sei, was der Angeklagte bejaht habe. Daraufhin habe Gerstein erklärt, er wolle mehr bestellen, um sich eine Reserve für den Fall einer Fleckfieberepidemie anzulegen. Man habe sich dann auf die Lieferung von monatlich 200 kg geeinigt. Die Lieferungen sollten an die Dienststelle Gersteins "Abteilung für Entwesung und Entseuchung" in Oranienburg gehen, die Rechnungen an Gerstein persönlich gesandt und über ein Konto "Gerstein" verbucht werden.“ (32)
Die monatlichen 200kg nach Oranienburg wurden später um monatliche Lieferungen von ebenfalls 200kg direkt nach Auschwitz erweitert. Die Rolle der „flüssigen Blausäure“, welche Gerstein hier verlangt, wurde bisher munter übergangen oder als Fehler in der Erinnerung Peters abgetan. Im selben Zuge haben nahezu alle, die irgendetwas über Gerstein geschrieben haben, behauptet, dass Gerstein 1942 „Zyklon B“ nach Belzec gefahren habe, während Gerstein in seinen Berichten ausschließlich und abstrakt von Blausäure schrieb. Schon Pfannenstiel hatte für den Belzec-Besuch angegeben, dass es sich bei der Blausäure, die sie abholten, nicht um Zyklon B, sondern um „flüssige Blausäure“ in Stahlflaschen gehandelt habe. Auch hier zeigt sich also, wie sehr die Sehnsucht nach Linearität das Denken und Schreiben bestimmt, und das Vergraben der Blausäure gedanklich derart mit seiner späteren angeblichen Sabotage von Zyklon B-Lieferungen verbunden, dass alles zu einem einzigen Block verschwimmt (33). Wenn man nun bedenkt, dass Gerstein mit flüssiger Blausäure zum einen in den Osten, in das Gebiet der Aktion Reinhardt, fuhr und zum anderen ein Jahr später um dieselbe Substanz bei Peters bittet, darf man nicht vergessen, dass das KZ Sachsenhausen, Gersteins Arbeitsstelle, das einzige KZ war, dessen Gaskammer damit betrieben wurde, wofür man, anders als beim Einsatz von Zyklon B spezifische Einrichtungen benötigte (34). Es wäre demnach vor allem das Spezifische der Substanz, das die Vernichtung jener Säure – falls sie stattfand - erklären würde, insofern es nirgendwo im Osten Gaskammern mit Vorrichtungen zum Einsatz gab. In diesem Sinne hätte es sich eher um einen „Fehlkauf“ gehandelt. Da die nicht stabilisierte Blausäure im Gegensatz zu Zyklon B wirklich gefährlich ist, liegt ein Vergraben sogar nahe, ohne dass daraus eine Sabotageaktion oder auch nur -motivation abgeleitet werden kann. In diesem Rahmen wies Andrej Angrick auf ein treffendes Problem des Berichts hin: „Bei genauerer Betrachtung ergibt sich jedoch kein Mordzusammenhang zu Belzec, da Gerstein – was den Günther-Auftrag betrifft – wohl kaum 100 oder mehr Kilogramm Zyklon B für einen Einsatzort beordert hätte, an dem das todbringende Gas gar nicht benötigt wurde. Was Wirths Bitte betrifft, verhält es sich ähnlich: Der Gaskammerausbau mit entsprechender Erweiterung der Mordkapazitäten sowie die Systementscheidung, Auspuffgase zu verwenden waren längst Realität.“ (35) Angrick irrt bezüglich Zyklon B statt Blausäure, hat mit den übrigen Punkten aber völlig Recht und er kommt einem wichtigen Punkt näher als jeder vor ihm, wenn er daraus folgert: „Sollte das von Gerstein in Empfang genommene Zyklon B wirklich für den Massenmord gedacht gewesen sein, so kann es – unter Außerachtlassung der Chronologie und Ortsangaben im Gerstein-Bericht nur in Auschwitz-Birkenau oder Majdanek verwendet worden sein. Eine Kurierfahrt Gersteins nach Birkenau oder Majdanek ist jedoch nirgends belegt.“ Obwohl er Gerstein ganz klar eine permanente „Verschleierung“ ankreidete, schloss Angrick doch etwas vorschnell, dass Gerstein „offenkundig als Desinfektionsspezialist und nicht als Vergasungs-Experte angefordert worden“ war. Es würde sich dann die Frage stellen, wieso sich Gerstein in seinem Bericht selbst belasten sollte, wiewohl durchaus die Möglichkeit besteht, dass er als der Egomane, als der er sich in jeder kritischen Betrachtung erweist, dies nicht einmal recht bemerkte. Vor allem aber stellen sich bezüglich der „Chronologie und Ortsangaben“ der Angaben Gersteins im Allgemeinen erhebliche Probleme und es ist schon kaum möglich, die Angaben Gersteins mit jenen Pfannenstiels über Orte und Zeiten des nur wenige Tage umfassenden Besuchs zusammenzubringen und derart den Besuch genau zu rekonstruieren. Eine kaum gestellte Frage bspw. wäre, warum Gerstein allein nach Berlin zurückfuhr. (36) Und doch bietet der Bericht selbst gewisse Hinweise auf das von Agrick angerissene Problem. Während Gerstein schreibt, er „habe Belcec, Treblinka und Maidanec in Begleitung des Chefs dieser ganzen Tötungsanlagen, dem Polizeihauptmann W i r t h zusammen ausführlich im Betrieb besichtigt“, kommt der Aufenthalt von Majdanek im Bericht aber nicht wirklich vor und läuft in der betreffenden Aufzählung nur unter: „Damals in Vorbereitung. - Maidanek bei Lublin.“ (bzw. „Maidanek bei Lublin, das ich im Aufbau gesehen habe.“ Es stellt sich daher die Frage, inwieweit dies mit dem „ausführlich im Betrieb“ bzw. in anderer Fassung „eingehend“ Besichtigen zusammenpasst. Zumal Majdanek im August ´42 nicht in Vorbereitung, sondern allerhöchstens in der Fertigstellung war. In seinem Bericht an die Niederländer 1943 ließ er Majdanek ganz aus (37). Dass Majdanek im Bericht demnach eine gehörige Verdrängung erfuhr, wäre dann nicht mehr allzu verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es jenes der drei besuchten Lager war, in welchem Blausäure (Zyklon B) zur Vernichtung angewandt wurde. Ab September 1942 begannen die Vergasungen, also im Folgemonat des Besuchs Gersteins; der Bau der ersten Gaskammer dauerte von August bis September und in dieser Zeit noch maßgebliche Änderungen am Aufbau vorgenommen wurden. Gersteins Aufenthalt und die von ihm mitgeführte Blausäure ergeben in diesem Rahmen Sinn und es wäre denkbar, dass er das Gas zu Testzwecken für Majdanek mitnahm; was nicht einmal ausschließt, dass es dort vergraben wurde, weil man sich – nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen aus Auschwitz für Zyklon B entschied. Die Verschleierung seiner Rolle bezüglich Majdaneks wäre sogar naheliegend, denn Gerstein dürfte gewusst haben, wie erfolgreich die „Aktion Erntefest“ – Liquidierung des Lagers Majdanek – war. Bis heute ist die Aufklärung über Majdanek die am wenigsten weit fortgeschrittene, und es ist nachwievor schwierig, die im Höfle-Telegramm angegebenen Zahlen der Ermordeten für Majdanek (24.733 bis Ende Dezember 1942, dies wiederum deckt sich mit dem Korherr-Bericht) zu erklären. Die Rolle Gersteins bei der Versorgung Majdaneks wäre eine der zahllosen Fragen, der sich eine vernünftige Forschung zur Person Gerstein anzunehmen hätte.
Peters wurde schließlich im Revisionsverfahren freigesprochen. Er hatte nur mehr „erfolglose Beihilfe“ geleistet. Da nicht nachgewiesen werden konnte, ob Gerstein nicht doch etwas von dem Zyklon B vernichtet habe, musste sich die Unschuldsvermutung auch auf Peters erstrecken. Das Gericht hat jedoch nie bezweifelt, dass es Gerstein nicht gelungen sein kann, einen erheblichen Teil der Zyklon-B-Lieferungen zu vernichten. Einige Biographen und Widerstandstheoretiker, die diese Bestellungen nicht weggeredet bekamen, wollten noch hierin einen Teil des Widerstands Gersteins erblicken, insofern dieser, als er keinen anderen Ausweg (wie Befehlsverweigerung, Selbstmord oder ähnliches) sah, wenigstens das Leid der Opfer zu mindern versucht habe: „Und: Neben seinen halsbrecherischen Versuchen die Weltöffentlichkeit zu informieren und Zyklon B beiseite zu schaffen, wollte er den armen Opfern das Sterben erleichtern. Er überlegte, wie man in der Blausäure die so genannten Warnstoffe abbauen könnte, um die tödliche Wirkung zu beschleunigen. Er versuchte, trotz der Hölle um ihn, ein guter Mensch zu bleiben.“ (38)
Was jedoch in diesem Sinne „humaner“ hieß, hat der SS-Auschwitz-Apotheker, Hans Münch, recht deutlich korrigiert: „Es waren nicht Humanitätsgründe, sondern technische Gründe. Innerhalb einer halben Stunde nach einer Vergasung wurden die Kammern schon wieder gefüllt, nachdem sie mechanisch gelüftet worden waren. Der Reizstoff im Zyklon hätte die Opfer warnen und dadurch den Vergasungsvorgang am laufenden Band beeinträchtigen können. Man benötigte also Zyklon ohne Warnstoff.“ (39) Ein weitere Aspekt des „Humanen“ kommt in den Aussagen des Auschwitz-Kommandaten Höß zum Tragen: die Belastung der Täter, welches durchaus mit dem Leiden der Opfer in Verbindung steht (40). Bedenkt man, dass Gerstein den schwedischen Gesandten angeblich sogleich informiert habe, „da jeder Tag Verzögerung weiteren Tausenden und Zehntausenden das Leben kosten müsse“, hat er munter daran mitgewirkt, dass es zu Verzögerungen in der Vernichtung gar nicht erst komme. Human und effizient bilden einen ähnlichen Sinnzusammenhang wie idealistisch und antisemitisch, wie Gerstein in seinem Bericht an den niederländischen Untergrund 1943 verriet: „In high places, there is currently an emphasis on rapidity and it is planned to use a more efficient method of killing. Cyanide gas has been suggested but apparently it has not been used yet, so the killing continues to take place in the cynical manner described above.“ Seine eigene Rolle unterschlug er.
Die sich ständig ändernden konkreten Angaben über die Opfergruppe, welche Gerstein Peters gegenüber gemacht habe, haben als gemeinsamen Kern, dass darin die Juden nicht genannt werden (41). Peters ist keinen Deut glaubwürdiger als Gerstein (dasselbe gilt für Pfannenstiel, etc.), aber in der Aussage Peters, die durchaus eine entlastende Lüge darstellen kann, wäre Gerstein derjenige, der entgegen seiner Aussage, keineswegs Aufklärung leistet, sondern die Verwendung gar verschleiert. Noch am 24. Mai 1944 schrieb Gerstein an Peters: „Bisher ist von diesen Mengen überhaupt noch nichts verbraucht. Andererseits werden erhebliche Mengen - d.h. eigentlich die ganzen verwahrten Mengen - unter Umständen plötzlich benötigt.“ Es wäre infam, hierbei nicht an die Steigerung der Vernichtung in Auschwitz und vor allem die erwartete Ankunft und Vernichtung der ungarischen Juden zu denken (42). Wie und wo das Zyklon B wirklich verwendet wurde und in welchem Ausmaß es zur Vernichtung genutzt wurde, wird nie mehr aufzuklären sein. Klar ist, dass Gerstein selbst an Peters von der „Sonderlieferung (!) Oranienburg und Auschwitz“ schrieb, und dies in einem Zusammenhang mit der „Sonderbehandlung“ betrachtet werden muss. Es ist jener Sonderposten ohne Reizgas, deren Sabotage Gerstein in Anspruch nahm: „Auf jeden Fall richtete ich es so ein, dass die Blausäure sofort nach ihrer Ankunft in den beiden Konzentrationslagern Oranienburg und Auschwitz für irgendwelche Zwecke der Desinfektion verschwand.“ Dagegen spricht nun nicht nur Gersteins Brief, in dem er betont, dass „noch nichts verbraucht“ sei, sondern auch eine Zeugenaussage:
„Der Zeuge Le., Desinfektor und Schädlingsbekämpfer in Hamburg, der von 1939-1945 Häftling im KZ Oranienburg gewesen ist und dort die Entlausung geleitet hat, erinnert sich genau, dass 2-3mal Sendungen von je 11-13 Kisten mit Zyklon ohne Reizstoff angekommen sind. Es wurde ihm gesagt, er dürfe sie nicht benutzen. Sie kamen unausgepackt in den Bunker, in dem die Entwesungsmittel aufbewahrt wurden und mussten vom Zeugen dann später zur SS-Bekleidungskammer gebracht werden, wo sie fertig gemacht und von der SS abgeholt wurden. Wohin sie gekommen sind, weiss der Zeuge nicht.“ Dem Zeugen wurde also direkt untersagt, sie „für irgendwelche Zwecke der Desinfektion“ zu verwenden (43). Vor allem anhand seiner Verteidiger erkennt man das Prekäre seiner angeblichen Sabotage. Dieter Gräbner und Stefan Weszkalnys schreiben beispielsweise: „Wie viel Zyklon B durch ihn nicht [!] in die Konzentrationslager kam, weil er das Todesgas als Sonderlieferung deklarieren ließ, es umleitete, vernichten oder vergraben ließ“ sei für sie „eine spitzfindige […] Juristen-Rechnung, die da aufgemacht wird. Eine Rechnung, die Gerstein freilich nicht gerecht wird.“ (44) Wenige Zeilen später jedoch betonen sie schon Gersteins „Ableiten beträchtlicher Mengen des Gases Zyklon B“. Nun könnte man natürlich einwenden, dass Autoren, die meinen „Belzec, Treblinka, Sobibor“ seien „durch ein einziges Vernichtungslager, durch Auschwitz-Majdanek (!) ersetzt“ (45) worden, nicht gerade ihre geschichtswissenschaftliche Expertise beweisen.
Vor allem jedoch wäre es makabrer, dass Gerstein eben jenes Zyklon B vernichtet haben will, das humaner sein soll. Aber auch dafür finden sich Rechtfertigungsversuche: „Gerstein said, or thought, `The Zyklon B which I have delivered will be used to exterminate Jews. At least they will not suffer. But I am going to try and ensure, in addition, that it is never used.' Or else he said or thought, `I'm going to destroy this Zyklon B. If I do not succeed, at least the victims will not suffer.'“ (46) Die logische Konsequenz wäre hingegen vielmehr, dass Gersteins Sabotage jener Sonderlieferungen dazu geführt hätte, dass man Zyklon B mit Warn- oder Reizstoff verwendet, dass er also seinen eigenen angeblich humanen Eingriff sabotiert hätte.
Dazu kommt eine „Ungereimtheit“, auf die leider wirklich nur der Holocaustleugner Roques verwiesen hat: „Gerstein sagt, er habe an einer Vergasung teilgenommen. Dabei beobachtet er ruhig seine Uhr. […] Ungerührt und untätig zahlt Gerstein die verstreichenden Minuten. […] Er sagt, er sei durch das, was er in Belzec gesehen hat, ,geschockt' gewesen. Der gleiche Kurt Gerstein zückt im gleichen Augenblick seine Uhr, um die Dauer des Todeskampfes der Opfer genauestens zu messen.“ In der Tat heißt es in Gersteins Bericht: „Meine Stoppuhr hat alles brav registriert. 50 Minuten, 70 Sekunden - der Diesel springt nicht an! Die Menschen warten in ihren Gaskammern. Vergeblich! Man hört sie weinen, schluchzen.. […] Nach zwei Stunden 49 Minuten - die Stoppuhr hat alles wohl registriert - springt der Diesel an. Bis zu diesem Augenblick leben die Menschen in diesen 4 Kammern, viermal 750 Menschen in 4mal 45 Kubikmetern! - Von neuem verstreichen 25 Minuten. Richtig, viele sind jetzt tot. [..] Nach 28 Minuten leben nur noch wenige. Endlich, nach 32 Minuten ist alles tot!“ Ein paar Zeilen zuvor hatte er seine angeblichen Gedanken beim Anblick der in Kammer getriebenen Menschen beschrieben: „Viele Menschen beten. Ich bete mit ihnen, ich drücke mich in eine Ecke und schreie laut zu meinem und ihrem Gott. Wie gerne wäre ich mit ihnen in die Kammer gegangen, wie gerne wäre ich ihren Tod mit gestorben.“ Beide Teile des Berichts passen schlichtweg nicht zusammen. Naheliegender wird hingegen die Aussage Pfannenstiels, der in seiner Vernehmung angab, Gerstein habe ihm erzählt, dass er schon mehrmals in Belzec gewesen sei (47). Unter diesem Gesichtspunkt ergibt auch sein Schluss-Satz Sinn, laut dem Gerstein „es im übrigen vermieden [habe], allzu oft in Konzentrationslagern zu erscheinen, denn es war manchmal üblich, zu Ehren der Besucher Leute aufzuhängen oder Exekutionen vorzunehmen.“ (48) Es sind die unzähligen Formulierungen der Abwehr, die in den meisten Fällen auf ihr Gegenteil zu verweisen scheinen; und zwar noch in den scheinbar banalsten Formen. So schreibt er in seinem Bericht über die Abreise von Treblinka: „Beim Abschied bietet man uns mehrere Kilo Butter und eine große Anzahl von Flaschen mit Likör an. Ich hatte Mühe zu lügen, daß ich von unserem Bauernhof genug von allem hatte.“ In manchen Fassungen übernimmt Pfannenstiel daraufhin seinen Anteil. Jener Passus ist leicht zu überlesen, so nebensächlich erscheint er. Aber auch er verweist direkt auf Zeugenaussagen über Gerstein, die Tobias Jersak treffend zusammengefasst hat: „So gab es bei ihm daheim stets, auch in größten Notzeiten, literweise feinsten Cognac und kiloweise Butter.“ (49) Im Allgemeinen versorgte er Verwandte und Bekannte in einem erheblichen Umfang mit Schmuck, Kleidung, Pelzen und Antiquitäten, die er von „Dienstreisen“ mitbrachte. Aber auch dies würde ihm wohl als gute Tarnung ausgelegt worden sein – wie in anderen Fällen: „Der Arzt Dr. M., der in Auschwitz tätig gewesen ist, hat Gerstein zwar nicht gekannt. Er will aber gehört haben, dass Gerstein einer der Hauptakteure der Vernichtungsaktion und auch brutal war. Gerstein gehörte nach seiner Angabe zu den SS-Führern, von denen man sich möglichst distanzierte. […] Wenn das richtig sein sollte, was der Zeuge M. gehört hat, so wäre daraus nur zu entnehmen, dass es Gerstein wirklich gelungen ist, sich vor der SS zu tarnen.“ (50) Der Mythos verhindert seine eigene Aufarbeitung, denn er besteht vor allem in seiner Betonung und Hypostasierung der Tarnung – alles, was Gerstein als Mittäter überführen würde, kann dem „Spion Gottes“ letztlich als besonders gute Tarnung ausgelegt werden.
Hierzu passt, dass Gerstein laut Zeugenaussagen mindestens schon im April 1942 bzw. seit Ende 1941 ein Nervenbündel war, was weniger auf eine schon zu jener Zeit ausbrechende Gegnerschaft zum NS schließen lässt, als vielmehr darauf, dass der Besuch in Belzec wahrlich nicht die erste Begegnung mit den deutschen Verbrechen darstellte. Man darf nicht vergessen, dass ein gehöriger, wenn nicht gar der Großteil der Mörder unter ihren Taten litten. Das heißt, dass der Fakt, dass Gerstein nervlich etwas fertig wirkte, schlicht und ergreifend keinen Beweis für einen besonderen Zugang zur SS und ihren Verbrechen darstellt. Hinzu käme, dass nach einer Aussage eines Mitarbeiters, Gerstein schon vor seinem Aufenthalt in Belzec eine Gaskammer entworfen hatte, für die er die Verwendung eines Extra-Diesel-Motor empfahl, um Abgase in einen geschlossenen Raum zu leiten (51). Auch im Bericht der zwei Alliierten, des Amerikaners Haught und des Briten Evans, die Gerstein 1945 kurz befragten, gab er zu, „er sei als Ingenieur oft (!) bei der Benutzung dieser Kammern (Gaskammern, Anmerkung P.G.) beratend hinzugezogen worden.“ Darüber hinaus geht aus der Arbeit Joffroys kryptisch hervor, dass Gerstein vermutlich auch an den Versuchen zu Fleckfieber-Impfungen beteiligt war, und das heißt an Menschenversuchen, die am Hygiene-Institut durchgeführt wurden. Er hätte also schon lange vor dem August 1942 einige Dinge zu berichten gehabt.
Angesichts des bisher Zusammengetragenen liegt es auf der Hand, dass Gerstein nicht nur „wohl viel tiefer in die Verbrechen verwickelt [war], als sein Nachkriegsbericht glauben macht“, (52) sondern auch ein gutes Stück früher. Es drängt sich hierbei die Vermutung auf, dass die Formulierung „unter dem frischen Eindruck der entsetzlichen Erlebnisse“, unter dem er seinen ersten Bericht erstattete, eine ganz andere Motivation gehabt hat. Und doch dürften jene wenigen Kritiker, die „in ihm einen Mittäter [sehen], der erst nach der Kapitulation Deutschlands versuchte, sich als heimlichen Widerstandskämpfer darzustellen“, (53) in sehr spezifischer Weise Unrecht haben, insofern sie verkennen, dass er dies nicht erst nach der Kapitulation tat, sondern seit 1942. Es stellt sich also schlussendlich die Frage, was ihn in die durch den schwedischen Botschafter beschriebene schockartige Stimmung versetzt hatte, worin demnach der „frische Eindruck“ bestand. Schon das grobe Datum, August 1942, bildet nahezu einen hinreichenden Rahmen einer Antwort. Man braucht nicht besonders viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass Gerstein, der nach eigenen Aussagen am laufenden Band „Feindsender“ hörte, bestens über die Veränderungen an der Front informiert war. Ohne nähere Konkretisierungen wäre es demnach verständlich, dass er nicht Stalingrad, eine Schlacht die gerade anlief, brauchte, sondern ihm der US-Kriegseintritt, die Schlacht um Moskau, das Unternehmen Wirbelwind, der erste, wenn auch gescheiterte Versuch der Westalliierten einer Fronteröffnung und vor allem der Beginn der Bombardierung deutscher Städte reichten, um zu erkennen, dass der Wind sich gedreht hatte, während Gerstein laut Zeugenaussagen noch im April 1942 den „Endsieg für durchaus möglich hielt.“ Hinzu kam, dass schon im Juli 1942 die BBC die Ermordung von 700.000 Juden angeklagt hatte und die polnische Exilregierung seit Sommer jenes Jahrs öffentliche Berichte über die Verbrechen vorlegte. Das Wissen der Alliierten von den deutschen Verbrechen und die ersten Anzeichen einer Wende im Kriegsverlauf waren ferner keine Momente, die Gerstein sich individuell erschließen musste, sondern wurden vom Regime selbst registriert und in spezifischer Weise praktisch umgesetzt. Sein eigener Bericht beinhaltet die Darstellung einer Unterredung der Anwesenden in Belzec, die mit der Frage beginnt: „Herr Globocnek, halten Sie es für gut und richtig, die ganzen Leichen zu vergraben, anstatt sie zu verbrennen? Nach uns könnte eine Generation kommen, die das Ganze nicht versteht!“ Es folgt eine Debatte, die deutlich auf die „Sonderaktion 1005“ bzw. „Enterdungsaktion“ verweist, also die Vernichtung der Spuren und Beweise der Vernichtung, insbesondere durch Verbrennung der exhumierten Leichen. Dies stand nun nicht im Zeichen einer eventuell unverständigen späteren Generation, sondern der Front. Die Aktion 1005 war deutliches Symptom des mangelnden Glaubens der Führung an den Endsieg – etwas, das sie selbst nicht eingestehen konnte, weshalb man Gedanken wie jene über folgende Generationen vorschob, während man in diesem Fall sich der Arbeit wohl eher erst nach dem Krieg angenommen hätte. Es ist letztlich kein Zufall, dass sich die Aktion 1005 parallel zur alliierten Kenntnis wie auch den alliierten Erfolgen entwickelte. Über jene Aktion schreibt Gerstein: „Später hat sich die andere Ansicht durchgesetzt. Die Leichen sind dann auf großen Rosten, die aus Eisenbahnschienen improvisiert wurden, verbrannt worden unter Zuhilfenahme von Benzin und Dieselöl.“ Dabei aber vergaß er zu erwähnen, dass er dem Generalsuperintendenten und Mitglied der Bekennenden Kirche Otto Dibelius gegenübergestanden hatte, dass er selbst damit beauftragt worden war, „ein Verfahren auszuarbeiten, wie man eine große Zahl von Leichen beseitigen könne, ohne die Luft zu verpesten oder sonstige unangenehme Spuren zu hinterlassen.“ Er war demnach selbst (u.U. erheblicher) Teil der Aktion 1005, die auch, da sie unter anderem durch die Kontamination der Böden und des Wassers im Zuge der Massengräber motiviert war, in den Bereich der Desinfektion fiel (54). Laut dem Hygieniker beim SS-Sanitätsamt Wilhelm Pfannenstiel, der Gerstein bei seiner Inspektionsreise nach Belzec begleitet hatte, war hingegen zum Zeitpunkt des Besuchs mit den Verbrennungen längst begonnen worden, wenn auch „noch recht unvollkommen“. Die Aktion 1005 begann prinzipiell schon früher. Im März/April 1942 bekam der SS-Offizier Paul Blobel den entsprechenden Befehl. Alle Anweisungen durften nur mündlich erfolgen. Er hatte das Verfahren im Sommer 1942 (!) mehr oder weniger fertig entwickelt. Inwieweit Gerstein nun wirklich aktiv an der Beseitigung der Leichen beteiligt war, ist schwer zu ermitteln, zumindest hatte er Zugang zu den Beteiligten. Man denke an die Kontakte Blobels zu Christian Wirth (erster Kommandant Belzecs und Inspekteur der „Aktion Reinhardt“); von Odilo Globocnik (Leiter der „Aktion Reinhardt“) als verbindendem Glied ganz zu schweigen. Beide traf er nach eigener Aussage erstmals in jenen Tagen in Belzec. Beteiligt an der Aktion 1005 waren ferner Walter Dötzer (ebenfalls Hygiene-Institut), der in seiner Habilitation „Entkeimung, Entseuchung und Entwesung“ 1943 im Vorwort „SS-Obersturmführer (F) Dipl.-Ing. G e r s t e i n […] an dieser Stelle für seine Beratung in allen technischen Fragen“ seinen Dank ausspricht. Es ist zumindest möglich bis wahrscheinlich, dass ihm während jenes Ostbesuchs, und zwar u.U. gerade aufgrund seiner Einbindung in die Vernichtung der Spuren, schlichtweg erstmals die Gewissheit kam, dass man sich zu verantworten haben wird. Insbesondere Gersteins konkrete Beteiligung an der Spurenvernichtung ist nach wie vor ungeklärt. Der Historiker Andrej Angrick hatte seine eigene Frage „Wer konstruierte und wartete [in Belzec] die primitive Feuertechnik?“, sogleich beantwortet: „Gerstein und Pfannenstiel kommen dafür nicht infrage, sie waren Wissenschaftler, die, zuständig für das >große Ganze<, kaum längere Zeit an einem Ort verweilten.“ Dies ist richtig, heißt aber natürlich nicht, dass Gerstein nicht in die theoretische Entwicklung und praktische Testphase eingebunden war. Angrick hatte über die Arbeitsstelle Gersteins selbst ganz richtig geschrieben: „Die genaue Tätigkeit des SS-Hygiene-Instituts bedarf der weiteren Aufklärung. Unstrittig ist jedoch, dass hier Dötzer mit seinen Vorgesetzten [Genzken und Mrugowski] sowie den Kollegen SS-Obersturmführer Gerstein und SS-Hauptsturmführer Alexander Schuller […], gewissermaßen einen praxisbezogenen >Thinktank< zu der Frage bildete, mit welcher Technik Menschen umzubringen und deren Leichen zu beseitigen waren. Innerhalb des Machtapparats der SS übte das Hygiene-Institut das unangefochtene Monopol auf den Umgang mit diesem Themenkomplex aus“. Ferner ist es möglich, dass er – u.U. an der Konzeption theoretisch beteiligt - vor Ort die praktische Hoffnungslosigkeit des Unterfangens der völligen Spurenvernichtung einsah oder von ihr erfuhr (55). Um einen noch genaueren Bezug zu erläutern, müsste man klären, wann genau die Rückfahrt erfolgte, (56) denn der schwedische Gesandte bestätigte nur die Begegnung „in den letzten Tagen des August 1942“. Pfannenstiels und Gersteins Angaben unterscheiden sich. Gerstein schrieb: „Am anderen Tage - dem 19. August 1942 - fuhren wir mit dem Auto des Hauptmanns Wirth nach Tréblinca“; ein Besuch den Pfannstiel bestreitet. Vielmehr meinte dieser: „I must confirm that on 19 August 1942 I witnessed an execution of Jews at Belzec extermination camp.“ Es stellt sich schon die Frage, ob man ein Datum um den 20. eines Monats als „letzte Tage“ jenes Monats bezeichnen würde. Einigermaßen sicher scheint zu sein, dass von Otter seinen Bericht irgendwann nach (!) dem 22. August erstattete, da am 22.8. von Berlin der Bericht von einer anderen Quelle übermittelt wurde. Die tagegenaue Datierung ist deshalb so bedeutsam, weil die Tat Gersteins in einem zeitlich wie inhaltlich engen Zusammenhang zu einer Stellungnahme der Roosevelt-Regierung am 21. August 1942 steht, in der er die Bestrafung der Täter als ein Hauptziel des Krieges betont wurde. Der konkrete Wortlaut beinhaltet jene Sätze:
„The Government of the United States has been aware for some time of these crimes. Our Government is constantly receiving additional information from dependable sources and it welcomes reports from any trustworthy source which would assist in keeping our growing fund of information and evidence up to date and reliable. The United Nations are going to win this war. When victory has been achieved, it is the purpose of the Government of the United States, as I know it is the purpose of each of the United Nations, to make appropriate use of the information and evidence in respect to these barbaric crimes of the invaders, in Europe and in Asia. It seems only fair that they should have this warning that the time will come when they shall have to stand in courts of law in the very countries which they are now oppressing and answer for their acts.“ (57)
Eben jene Sätze decken sich derart mit Gersteins eigener ostentativ betonter Motivation, dass man sich des Eindrucks kaum erwehren kann, dass Gerstein in ihnen seinen Ausweg gesehen hatte; dass er sie zu seinem Leitfaden erklärte, was nicht einmal ausschließt, dass er (irgendwann) selbst daran glaubte, nun wirklich gegen den Nationalsozialismus zu agieren. Nur hatte Gerstein verkannt, dass in jener Stellungnahme zwar nach Zeugen gesucht, aber keinesfalls eine Straffreiheit versprochen wurde. In diesem Sinne wäre es kein Zufall, wenn Gerstein angeblich ausgerechnet einen Tag zuvor seinen Bericht erstattete; wie es auch kein Zufall wäre, dass der Befehl zum Belzec-Besuch am „8. Juni 1942“ bei Gerstein eingegangen sei, also wiederum genau einen Tag bevor Sikorski in der BBC öffentlich über den Mord an Juden in Polen sprach. Nicht Gersteins Kenntnis vom Holocaust hätte in jenem Fall seinen ersten Bericht motiviert, sondern seine Kenntnis von der Kenntnis wäre das Schockhafte, das ihn zum „Widerständler“ werden ließ. Das aber heißt nichts anderes, als dass Gerstein den ganzen Entnazifizierungsprozess verstanden hatte, bevor er überhaupt Realität wurde, und eine Möglichkeit seiner eigenen Entlastung sah, die er ergriff.
[…]
Eine Beschäftigung mit Gerstein, die als Ernsthafte noch aussteht, zeigt vor allem den engen Zusammenhang von Hygiene und Desinfektion auf der einen sowie Vernichtung und Verwischung der Spuren auf der anderen Seite. Es ist gerade dieses Ineinandergreifen, das die Aufklärung unglaublich erschwert, das jeden, der bestrebt ist, halbwegs redlich gegen den Mythos Gerstein anzugehen, mit bloßen Indizien, mit Ungereimtheiten, die sich ein Stück weit entfalten lassen, dasteht, weil die Verwischung der Spuren in weiten Teilen von Anfang an zum System gehörte. Was über den Widerstand Gersteins zu urteilen ist, hat nun ausgerechnet einer seiner größten Verteidiger, Rolf Hochhuth, im Interview mit dem Neuen Deutschland indirekt, d.h. über den Umweg des NSU, ausgeplaudert: „Vor allem aber erschüttert mich die Tatsache, dass offenbar hochgestellte Beamte der BRD sich mit Schuften zusammengetan haben und als Entschuldigung vorbringen, sie müssten in diese Szene hineinkommen, um sie zu beobachten. Das wäre so, als hätte in den 20er Jahren ein Staatsschützer dem hannoverschen Jünglingsmörder Haarmann beim Morden geholfen, mit der Begründung, er wollte Genaueres über dessen Vorgehen erfahren.“ (58) Tatsächlich wäre es so, als würde ein SS-Mann, der munter Zyklon B besorgt, der an der Konzeption von Gaskammern beteiligt ist, bei der Spurenvernichtung mitwirkt, etc. als einzige Entschuldigung anführen, er wolle wissen, was die SS eigentlich mache. Das wiederum ist der Held Hochhuths und nach ein paar Jahrzehnten nun auch offizieller Teil des „deutschen Widerstandes“.