Ash: »Sie scheinen immer noch zu verstehen, womit sie es zu tun haben. Mit dem perefekten Organismus! Nur seine Feindseligkeit übertrifft noch seine perfekte Struktur.« Film-Zitat aus Alien (USA 1979)
»Ich bin zwar synthetisch, aber ich bin nicht blöd!« Film-Zitat aus Aliens - Die Rückkehr (USA 1986)
Die geschmeidigen Cyborgs aus den Star Wars-Episoden I-III (USA 1999-2005), deren Bewegungen fast leidenschaftlich anmuten, haben mit den Roboterdarstellungen in Science Fiction Filmen der Frühzeit wenig gemeinsam.
Dagegen wirken »Robby« aus Forbidden Planet (USA 1956) und die humanoiden Roboter »R2D2« und »C3PO« aus Star Wars (USA 1977-1983) nämlich eher wie karikaturhafte Blechmaskottchen. Doch gerade dieser Unterschied ist einen genaueren Blick wert, verweist er doch auf einen kontinuierlichen Wandel des Mensch-Maschine-Verhältnisses.
Während die Utopien des Cyberspace das Verschwinden des Körpers zelebrieren, kommt es in der Künstlichen-Intelligenz-Forschung und Robotik zu einer Rückbesinnung auf die Gebundenheit des Geistes an einen Körper.
Identitätskonfusionen
Im Science Fiction-Genre weicht die harsche Trennung zwischen Mensch und Maschine im Laufe der Zeit deren Hybridisierung und Rekonfiguration, wobei die Grenzen der Körperlichkeit aufgebrochen und die Regeln der (menschlichen) Identitätskonstruktion dekonstruiert werden: In Blade Runner (USA 1982) werden klare identitäre Kategorisierungen durch Mensch-Maschine Konfusionen ersetzt: Schließlich gibt es keine feststellbaren Merkmale mehr, die eine sichere Identifikation des Menschlichen ermöglichen würden.
Hinter dieser veränderten Darstellung des Mensch-Maschine-Verhältnisses steht zugleich ein Wandel des Menschenbildes an sich.
Human?
Die Frage »Was macht das Menschsein im Zeitalter des Posthumanen aus?« ist an der Schnittstelle von Technik, Wissenschaft und Gesellschaft anzusiedeln. Was die Künstliche Intelligenz Forschung (KI) seit einigen Generationen beschäftigt, ist nicht, was rein technisch möglich ist/wäre, sondern wie aus technologischer Innovation »soziale Innovation« wird. Oder bilden sich soziale Problemlagen gar in technologischen Entwicklungen ab? Sie tun es jedenfalls in Science Fiction.
Postmoderne Existenzformen werden verstärkt von Expertensystemen und deren Wissens-produktion durchsetzt. In Spezialdiskursen aus Wissenschaft und Technik werden die Weichen für zukünftige Entwicklungen gestellt.
• Doch welche Instanzen entscheiden schlussendlich über die Setzung von Forschungsschwerpunkten und wie beeinflussen solche Entscheidungen wiederum die Relevanzstrukturen der Gesellschaften von Morgen?
• Welche dieser Entwicklungen sind als anstrebens- bzw. wünschenswert zu ertrachten?
• Handelt es sich um einen u.a. aus kapitalistische/neoliberalen Logiken entspringenden Optimierungszwang, der das Menschliche an der glatten Ästhetik und perfekten Funktionsweise der Maschine misst.
• Könnte eine Aufhebung der Grenze zwischen Kunst und Natur marginalisierenden Argumentationen entgegenwirken?
Genau diese Fragen sind es, die von Science-Fiction-Autoren wie H.G. Wells, Issac Asimov, Stanislaw Lem oder William Gibson thematisiert werden.
Science Fiction nimmt gesellschaftliche Tiefenströmungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Themen der (technologischen) Gegenwart frühzeitig auf und extrapoliert diese in die Zukunft. Sie schreibt bestehende Techniken fort und skizziert hypothetisch deren Anwendungsmöglichkeiten. Neben dieser »prophetischen Komponente« weist Science Fiction vor allem gegenwartsbeschreibendes und -kritisches Potenzial auf. Entwürfe zukünftiger Gesellschaften, die utopischen oder dystopischen Charakter aufweisen können, bilden meist den Rahmen der Erzählungen. Während Utopien (utopos, griech., bedeutet das »Nirgendwo«) alternative Gesellschaftskonzepte mit ganzheitlichen Visionen positiver Ausrichtung koppeln, zeichnen Dystopien ein negatives Bild der Zukunft bzw. konstituieren Warnszenarien.
Der prognostische Gehalt mancher Beispiele ist durchaus augenfällig: Jules Verne beschrieb rund Hundert Jahre vor ihrer Realisierung eine Reise zum Mond. Das aus Raumschiff Enterprise bekannte »Beamen«, die unmittelbare Übertragung von Materie von einem Ort zum anderen, wurde 1998 erstmals unter dem Namen »Teleportieren« umgesetzt. Auch das Klonen fand in dem 1932 von Aldous Huxley verfassten Roman »Brave New World« eine Entsprechung: Ein Verfahren namens Bokanowsky-Prozess ermöglichte es, Menschen mit identischem Genom zu erzeugen.
Andere Versuche der Vorausschau in die Zukunft schlugen allerdings bis zu einem gewissen Grade fehl: Ein autonom sprechender und fühlender Computer, wie er in Stanley Kubricks Spielfilm 2001. A Space Odyssey aus dem Jahre 1968 dargestellt wird, konnte bis dato noch nicht umgesetzt werden.
Vielmehr als zuverlässige Prognosen für zukünftige Entwicklungen, kann Science Fiction als Ideenpool für die Wissenschaft dienen, aber auch zu Propagandazwecken missbraucht oder zur Legitimation oder Diskreditierung technischer Entwicklungen instrumentalisiert werden1.
Der Abstand zwischen Science und Fiction scheint sich dennoch zusehends zu verringern. Hat nun in Anbetracht der Verheißungen von Gen- und Nanotechnologie oder künstlicher Intelligenz die Science die Fiction schon ein- oder gar überholt?
Dass wissenschaftliche Erkenntnisse den Rohstoff der phantastischen Geschichten darstellen, ist nicht von der Hand zu weisen. Inwiefern beeinflusst jedoch auch Science Fiction die Wissenschaft? Erschafft nicht die Wissenschaft selbst schon imaginäre Welten?
Der Traum, künstliches Leben zu schaffen, ist schon sehr alt. Beispiele dafür finden sich in Kunst und Literatur seit der Antike immer wieder: sei es in der Darstellung der goldenen Mägde des Hephaistos, in der Sage vom Golem, im Automatenbau des Barock oder in Mary Shellys Frankenstein.
Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung wird die Idee des Androiden neu belebt. Dies geschieht auch jetzt zunächst in der künstlerischen Imagination. Der tschechische Schriftsteller Carel Capek gibt 1920 mit seinem Drama R.U.R.-Rossum’s Universal Robots der Idee des Maschinenmenschen einen Namen2. 1926 wurde im Film Metropolis (Deutschland) erstmals ein Roboter gezeigt. Als Vordenker der Robotik gilt Isaac Asimov, der in seinen Science Fiction-Erzählungen humanoide Roboter ins Leben rief.
Künstliche Intelligenz
Neben Zeitreisen, Weltraumfahrt, dem Kontakt zu Außerirdischen, werden in Science Fiction vor allem intelligente Maschinen und Roboter thematisiert.
Eine wechselseitige Durchdringung von wissenschaftlicher Forschung und Science Fiction kann nun vor Augen geführt werden:
Zentrales Anliegen der Künstlichen Intelligenz-Forschung (KI) ist es nämlich, die spezifisch menschlichen kognitiven Fähigkeiten und ihre Voraussetzungen zu verstehen und sie unter anderem in Form von humanoiden3 Robotern, also intelligenten Maschinen nachzubilden.
Aber was genau macht menschliche Intelligenz aus? Diese Frage beschäftigt Science Fiction und KI-Forschung gleichermaßen.
In den 80er Jahren werden die frühen symbolorientierten Ansätze der KI von verhaltensorientierten Ansätzen abgelöst: Nicht die Übermittlung sprachlicher Symbole und deren Verständnis, sondern prozessorientiertes Problemlösen, flexibles Reagieren auf Unvorhergesehenes und die Konstruktion jeweils subjektiver Wirklichkeiten im Wahrnehmungsprozessrücken somit ins Zentrum des Interesses. Worum es nun geht, ist die Autonomie der Maschine.
Autonome Maschinen?
Ab wann gilt eine Maschine jedoch als autonom?
Der Diskurs der »Verteilte Künstliche Intelligenz-Forschung« (VKI) beschreibt Softwareagentensysteme und Roboter insofern als autonom agierende Systeme, dass sie sich auf veränderte Umweltbedingungen einstellen und sich mit ihresgleichen zu »künstlichen Gemeinschaften« oder anderen Systemen (wie Menschen) zu so genannten Hybridgemeinschaften zusammenzuschließen können.
Dass das Innenleben von technologischen Artefakten zunehmend uneinsehbarer und unkalkulierbarer wird, markiert jenen Punkt, an dem Technik beginnt, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Insofern stehen Mensch und Maschine nicht mehr in einem Subjekt-Objekt-Verhältnis, sondern kooperieren im Sinne verteilter Handlungsträgerschaft.
Die Rolle des Körpers
In der Robotik spielen Fragen zur intermaschinellen Vernetzung eine wichtige Rolle. Von Bedeutung ist hier die These der Körperabhängigkeit der Intelligenz, die besagt, dass Aspekte des Verhaltens bzw. der Steuerung eines Systems in hohem Maße durch dessen »körperliche« Einbettung in seine Außenwelt bestimmt werden. Intelligenz existiert in der Natur nie ohne Körper, der Selbstbezug des Gehirns auf den Körper macht die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Anderen erst möglich. »Embodiment« ist demnach die Basis von (künstlicher) Intelligenz.
Die Konstruktion eines künstlich intelligenten Systems funktioniert somit nur mithilfe und auf Basis von Robotern.
Diese Einbettung wird durch aufeinander aufbauende sensomotorische Rückkopplungsschleifen umgesetzt. Auch darf im Sinne der Neueren Robotik die Umgebung des Roboters nicht künstlich verarmt werden.
Können Roboter zukünftig »intelligenter« als Menschen werden?
Zwei prominente Vertreter der Künstlichen Intelligenz und Artificial Life Forschung haben zu dieser Frage provokante Visionen entwickelt: Rodney Brooks vom MIT wollte mit seinem Cog-Projekt seine Vision des humanoiden, intelligenten Roboters umsetzen. Hans Moravec von der Carnegie-Mellon-University zeichnet mit seiner Utopie der »Mind Children«4 ein Szenario, in dem Menschen nur noch in Reservaten überleben können, während Roboter und abstrakte Organisationen den Status der »Krönung der Schöpfung« übernehmen. Noch hat jedoch keiner dieser Roboter das Labor verlassen.
ASIMO (Advanced Step in Innovative Mobility), ein von der Firma Honda entwickelter Roboter wurde zwar 2003 als ein Teil der »Avantgarde im Roboterbau« präsentiert, war jedoch noch weit vom autonomen Roboter entfernt.
Menschliche Allmachtsphantasien oder »die Macht der Dinge über uns«?
Dinge dominieren die menschliche Alltagserfahrung. Dass das Verhältnis der Menschen zu den Dingen keinesfalls ein Sachliches ist, kommt in Science Fiction klar zum Ausdruck. Die Wahrnehmung der Dinge lässt sich in einem Spannungsfeld von Allmachtsphantasien und Kontrollbedürfnissen auf der einen Seite und einem Diskurs der »Macht der Dinge über uns« auf der anderen verorten.
Die Vorstellung der Maschine/des Roboters als Werkzeug beinhaltet die Idee, dass Menschen sich ihre materielle Umwelt Untertan gemacht haben und diese Kontrolle noch ausweiten können. Weitergedacht, entsteht ein Bild der Maschine als »Prothese«. Die Wahrnehmung von Maschinen als Organersatz oder Organverstärkung kann als Zeichen »imaginativer Aneignung«, im Sinne eines Versuchs, das Neue deutend in das Bekannte zu integrieren, betrachtet werden.
Das Konzept des »Cyborg-Neid« von Joseph Dumit5 zeigt demgegenüber, wie sich das Bild von Maschinen als eigenständige Wesen in populären Diskursen manifestiert: Maschinen erscheinen als »menschliches« Ideal. Der Mensch wird unterjocht, indem er durch eine ständige (technische) Verbesserung des Körpers diesem Ideal nacheifern muss.
Das Mensch-Maschinen-Kontinuum in der Science Fiction
Zwar unterscheiden sich die künftigen Welten in der Science Fiction von der Gegenwart, doch bleiben der menschliche Körper und damit auch die menschliche Identität in irgendeiner Weise vertraut. Demgegenüber wird die Entgrenzung des Raum-Zeit-Gefüges für das Genre zum entscheidenden Mittel, scheinbar ungehindert imaginäre Welten zu schildern.
Die Menschen der Zukunft werden jedoch in der Science Fiction in den letzten Jahren immer weniger fassbar: Diese Tendenz wird am deutlichsten an der Darstellung von Körperlichkeit ersichtlich. Körper beginnen, sich mit Automaten, Computern, biotechnologischen Erzeugnissen zu verbinden, die nunmehr menschliche Eigenschaften aufweisen. Somit wird die Differenz zwischen Mensch und Maschine aufgebrochen. Figuren lassen sich nur noch in einem Kontinuum verorten.
Wie sich ein konsequentes Aufbrechen vormals festgeschriebener Grenzziehungen zwischen Kunst/Natur, Geist /Körper auf der Mikroebene der sozialen Interaktion und der Makroebene gesellschaftlicher Zusammenhänge auswirken kann, soll Donna Haraways Cyborg Konzept zeigen: Entgegen der Definition des Cyborgs als Mensch-Maschine-Hybrid skizziert dieses die Möglichkeit, postmoderne Existenz als »verteilte Gesellschaftlichkeit« zu verstehen, welche Netzwerke, die sowohl aus standardisierten und multiplen Selbstkonstruktionen als auch aus Dingen bestehen, gleichermaßen integriert. Klar wird, dass auch die in der KI als typisch menschlich definierten Kategorien der Intentionalität und Autonomie ihre Aussagekraft verlieren – ein Phänomen, das in Blade Runner einmal mehr zum Ausdruck kommt. Denn der Cyborg konstruiert sich hier im Spannungsfeld von Autonomie und Begrenzung.
Körperbilder im Science Fiction-Film
Während in dieser Theorie der Cyborg ein Konstrukt darstellt, welches das binäre Denken transzendieren soll, folgt die filmische Realität der Cyborgkörper einer anderen Logik. Die Cyborgs in The Terminator oder Robocop z.B. folgen in ihren Konstruktionsmechanismen sehr wohl einer dichotomen Logik, ihre Körper sind aus heretogenen Materialien zusammengesetzt.
Seit den späten 70er Jahren kommt es vor allem im Science Fiction-Film zu einer intensiven Thematisierung des menschlichen Körpers. Ein Unbehagen, das die Natur der Körperlichkeit betrifft, kann hinter diesem Phänomen vermutet werden.
Im Laufe der 80er Jahre wird dem Körper als Projektionsfläche eine immer größere Bedeutung zuteil, eine Tendenz, die bis zum aktuellen Zeitpunkt anhält. Die Darstellung des Cyborgs ist typisch für den Science Fiction-Film der 80er und 90er Jahre. Die technische Herstellbarkeit des Körpers wird betont, was an bestehende Diskurse in der Molekularbiologie, Prothetik oder Reproduktionsmedizin anknüpft.
Innerhalb der Logik der Körper-bilder im Science Fiction Film vollzieht sich im Laufe der 90er Jahre eine Verschiebung, die durch eine allmähliche Umformu-lierung des Cyborgs zum Interface-Körper gekennzeichnet ist6.
Nicht mehr die Stärkung der körperlichen Leistungsfähigkeit steht im Zentrum, wie es in The Terminator (USA 1984) oder in Robocop (USA 1987) der Fall war. Betont wird nun die Konnektivität als wichtigstes Merkmal des Interface-Körpers, dessen technische Erweiterung auf den Anschluss des Gehirns an den Computer abzielt. Prothetisch erweiterte Körper, die mit Neuen Technologien in Verbindung treten, erscheinen in Filmen wie Ghost In The Shell (Japan/GB 1996), Johnny Mnemonic (Kanada/USA 1995) oder The Matrix (USA 1999).
Der Übergang vom »harten« Maschinenkörper des Cyborgs hin zum neuen Paradigma des Interface-Körpers in der Science Fiktion läuft parallel zu einer umfassenden Durchdringung der Gesellschaft mit Informations- und Kommunikationstechnologien in den 90er Jahren: Ghost In The Shell veranschaulicht die Konzeption des Körpers als »Bewusstseinscontainer« bzw. Hardware und des Bewusstseins als Software.
Auch anhand des Beispiels Johnny Mnemonic lässt sich dieser Wechsel gut nachzeichnen, denn hier lassen sich zwei Varianten des Interface-Körpers identifizieren: Der Hacker Johnny, ein Charakter des Cyberpunk-Universums7, schließt sein Gehirn durch ein neuronal-kybernetisches Interface mit dem Computer kurz und überträgt sein »entkörperlichtes Bewusstsein in die reflektorische Halluzination der Matrix«8.
Jones, ein kybernetisch erweiterter Delphin, kann als Übergangsform zwischen Interface-Körper und Cyborg gelesen werden. Kennzeichnend für den Interface-Körper ist die Körperverdopplung. Der Körper des Delphins wird in der realen Welt von Maschinen durchdrungen, sein virtueller Körper existiert jedoch unversehrt und ohne Prothesen.
Im Körperkonzept des »Mutanten« lösen sich Körpergrenzen dagegen vollständig auf: Der Mutantenkörper beharrt auf der Eigenbewegung des Körpers, die sich einer (technischen) Kontrolle vollständig entzieht. Diese Form des Körperbildes steht somit in Opposition zur Perfektion des optimierten Cyborg-Körpers.
Akira (Japan 1986) handelt von der Mutation des Jungen Tetsuo, der über übernatürliche Kräfte verfügt. Sukzessive verliert er jedoch die Kontrolle über seine Begabung. Bei einem Kampf verliert er einen Arm, den er durch eine Prothese ersetzt. Diese entwickelt daraufhin ein Eigenleben, wobei Organisches und Anorganisches schließlich aus Tetsuos gesamtem Körper wuchert.
Während sowohl das Maschinen-Modell, als auch der Interface-Körper einem binären Prinzip folgen, bewegt sich der Mutantenkörper jenseits der Trennung von Kultur und Natur. Das unkontrollierte Wachstum eines techno-organischen Körpers, das sich anarchistisch gegen jegliche Ordnung wendet, stellt eine radikale Abkehr von dualen Strukturen dar.
(Zu)künftige Welten werden sowohl in der Wissenschaft als auch im Science Fiction-Genre über das Kontinuum des Menschen hin zur Maschine erstellt. Aber bedeutet die voranschreitende Auflösung von Körpergrenzen automatisch eine Möglichkeit der Überwindung festgeschriebener Machtstruk-turen? Oder bleibt sie doch nur Ausdruck eines am Maschinen-Ideal orientierten Optimierungseifers? Die zentrale Frage lautet: Mehr oder weniger Körperlichkeit? Die Raum-Zeit-Körper-Entgrenzung macht ein Festschreiben menschlicher Identität zusehends unmöglicher- Totale Identitätskonfusion als Knotenpunkt von »Social-Science-Fiction«?