Vergangenheit nutzen, um Zukunft zu entwerfen
Kurz vor Beginn des Jahres 2008 kann bestätigt werden, dass es keinen Stillstand gibt und vor allem Organisationen sich regelmäßig selbst hinterfragen und reflektieren müssen, um den Veränderungsprozessen in der Gesellschaft Rechnung tragen zu können. Nur über die Selbsterken-ntnis führt bekanntlich ein Veränderungsprozess, der für alle Beteiligten positive Wirkungen bergen kann. Gesellschaftliche sowie organisationsinterne Veränderungen führen dazu, dass sich eine Linzer (Kultur-)Institution, wir sprechen von Radio FRO, verstärkt mit ihrem vergangenen und gegenwärtigen Schaffen auseinander setzt und sich neu entwirft. FRO existiert seit neun Jahren an der Schnittstelle von Kultur, Kunst, Sozialem und Politik; 2008 wird das Freie Linzer Stadtradio sein 10-jähriges Bestehen feiern. Zehn Jahre Freies Radio in Oberösterreich bedeuten zehn Jahre strukturelle Entwicklung, Veränderung von Rahmenbedingungen, technische Innovationen und politische Umbrüche, die auch an diesem Medium nicht spurlos vorüberziehen.
»Active Citizenship« und politische Beteiligung – der Grundstein ist gelegt
aufmischen! mündet in eine umfassende und öffentlich zugängliche Dokumentation der Entwicklung von Radio FRO, einem Medium, das sich als wichtiger Bestandteil der lokalen und regionalen Öffentlichkeit versteht.
Radio FRO 105,0 MHz – das Freie Linzer Stadtradio - stellt seit 1998 eine mediale Plattform dar, über die jene Diskurse, Auseinandersetzungen und Experimente ihren Platz finden, die die Menschen vor Ort bewegen. Ein »Lokalmedium« im besten Sinne also: Mehr als 400 beteiligte Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen bringen auf Radio FRO regelmäßig über 100 verschiedene Sendungen in 17 Sprachen im Großraum Linz zu Gehör und verschaffen sich dadurch Stimmen im Äther. Radio FRO bringt sich seit Anbeginn als Impulsgeber in den aktuellen kultur-, gesellschafts- und medienpolitischen sowie künstlerischen und technologischen Diskurs ein. Das geschah und passiert weiterhin durch Projekte, Interventionen im öffentlichen Raum, Festivalbeiträge, Konferenzen und Diskussionsrunden. Somit versucht sich Radio FRO als MitgestalterIn des kulturellen, politischen und sozialen Lebens in Linz. Darüber hinaus ist die überregionale und internationale Vernetzung des Senders in Form von Projekten, Austausch von Programmen und Know-How-Transfer ein zentrales Anliegen.
Demokratie - Technokratie
Mediales Handeln und die Rezeption von Medien hat sich in den vergangenen zehn Jahren seit Gründung der Organisation FRO und der ersten Sendeexperimente im Kabel und Internet stark gewandelt:
Ursprünglich war das Freie Radio das einzige Medium, das potenziell Menschen aller Gesellschaftsgruppen die Möglichkeit der Selbstartiku-lation und Selbst(re-)präsentation geben konnte. Auch abseits des Hintergrunds der sich rasant entwickelnden Technologien (Radio im Internet, on demand) ergeben sich für ein partizipatives Medium neue Aufgaben: Die Vermittlung von Medienkompetenz im Sinne einer umfassenden Fähigkeit, Informationen zu filtern, Medienmanipulationen zu durchschauen, konstruktiv mit Informationen und Medieninhalten umzugehen und die Eigenermächtigung als MedienproduzentIn gewinnt neuerdings einen immer größeren Stellenwert.
Diskursbewusstsein
Durch das Projekt aufmischen! sollen die bisher weitestgehend geschlossenen Diskussionen über die Zielsetzungen, Prinzipien, Inhalte und deren Voraussetzungen und Bedingungen und nicht zuletzt jene der öffentlichen Wahrnehmung von Radio FRO geöffnet werden. Mit partizipatorischen und medienübergreifenden Mitteln wird versucht, die Ausein-andersetzung zu stärken.
Es sollen aber nicht nur weiterführende Ergebnisse für eine interne Neuorientierung gewonnen werden, sondern darüber hinaus soll auch offen und transparent nach »außen« gegangen werden. Die veröffentlichten Inhalte sollen somit Diskussionsimpulse im Sinne eines öffentlichen und lebendigen Diskussionsprozesses sein.
Mittel zum Zweck
Realisiert wird das Projekt durch qualitative wie quantitative Befragun-gen von ExpertInnen, Sendungsmachenden und HörerInnen in Kombina-tion mit einer diskursiven Herangehensweise an das Vorhaben durch Workshops, Diskussionen und eine Onlineplattform. Auf diese Weise soll eine kritische Reflexion auf verschiedenen Ebenen unter Einbeziehung der aktiv wie passiv Beteiligten ermöglicht werden. Die Entwicklung einer Online-Plattform, auf der das gesammelte Audio-, Bild- und Textma-terial publiziert wird, das die Geschichte von Radio FRO sowie Erfahrun-gen, Meinungen und Einschätzungen von Beteiligten und Wegbegleiter-Innen dokumentiert, wird ein zentraler Bestandteil des Projekts sein. Sie bündelt die verschiedenen Ebenen und fungiert als Schnittstelle nach außen.
Das Projekt aufmischen! wird vom Impulstopf gefördert.
INFO: http://www.fro.at/dokuthek
»Active Citizenship« und politische Beteiligung!