Gerade in einem Land, in dem die Meinungsfreiheit so umkämpft ist wie in Zimbabwe, kommt einer lebendigen Kunst- und Kulturszene eine besondere Bedeutung zu. Nicht von ungefähr ist deshalb das Book Cafe im Zentrum der Hauptstadt Harare seit seinen Anfängen als Buchladen 1997 eine Drehscheibe der künstlerischen Auseinandersetzung und öffentlichen Diskussion. Ab dem Jahr 2000 wurde der Laden mit Restaurant und Kleinbühne durch den Jazzclub The Mannenberg erweitert. Mit jährlich über 600 Veranstaltungen – von Konzerten lokaler und internationaler Musikgruppen über den inzwischen legendären Poetry Slam bis zu politisch brisanten Podiumsdikussionen ist es zu einer unentbehrlichen Institution des lokalen Kulturbetriebs mit überregionaler Ausstrahlung geworden. Es ist die kreative Verbindung von traditioneller, urban transformierter Mbira Musik und populärem HipHop oder Jiti Rocksound, von Sistaz Open Mic speziell für Frauen und Nachwuchsförderung, von Nachtclub und emsigem Treffpunkt tagsüber als Cafe und WLAN Hotspot, der das Book Cafe so wichtig und attraktiv gemacht hat.
Nicht zuletzt war das Book Cafe mit seiner Trägerorganisation Pamberi Trust und mit Paul Brickhill, Ian White und Penny Yon als verlässlichen Partnern auch immer ein Anlaufpunkt im Kulturaustausch zwischen Österreich und Zimbabwe. Wie Otto Lechner & Windhund oder Klaus Hollinetz & Werner Puntigam sind hier schon etliche österreichische KünstlerInnen aufgetreten - oft gemeinsam mit lokalen Musikgrößen wie Adam Chisvo oder Chiwoniso Maraire. 2010 haben wir dort die Videodokumentation über die Teilnahme der Tonga Musikgruppe Simonga-Maliko an der Parade bei Linz09 präsentiert und im Vorjahr die Sammlung zum Nachlass von Keith Goddard. Im April wird ein Team von Funkfeuer Linz dort einen Open source + Netzwerk Workshop abhalten.
Entsprechend hart war der Schlag für die lokale Kulturszene, als die Old Mutual Versicherung, der der Gebäudekomplex in der Five Avenue Shopping Mall gehört, kurz vor und zum Jahresende 2011 den Mietvertrag aufkündigte. Offiziell wegen Umbauplänen, aber ein politischer Hintergrund liegt nahe, zumal die Präsentation der Autobiografie des Ministerpräsidenten Tsvangirai im Book Cafe vergangenen Spätherbst sicher nicht das Wohlgefallen der ZANU/PF-nahen Eigentümer gefunden hat.
Es zeugt aber von der Lebendigkeit und Widerstandskraft von Pamberi Trust und seinen 45 MitarbeiterInnen, sowie der über 350 KünstlerInnen, für die das Book Cafe einen Angelpunkt ihrer Existenz darstellt, dass binnen weniger Wochen ein doppelt so großes Ersatzquartier gefunden, adaptiert und Mitte März bereits wiedereröffnet werden konnte. Das line up des rauschenden Festes an der Samora Machel Avenue spricht jedenfalls Bände für den Rückhalt und local support. Mit den Worten von Paul Brickhill, Creative Director: »To our many partners in the arts and civil society, as we always said, ‘We are building the kind of Zimbabwe we want to live in‘. And so we did. And so we will continue«.
In diesem Sinne verfolgt Pamberi Trust auch weiterhin das Projekt einer zusätzlichen arts factory in der Kopje area, also auf dem die Hauptstadt überragenden Hügel. Dort sollen die Serviceeinrichtungen wie Proberäume, Büros und Archiv untergebracht werden, auch als Basis für das Outreach und Tourneeprogramm im African Synergies Netzwerk von regionalen Festivals. Pamberi heißt in der Shona Sprache Vorwärts. Trotz aller politischen Schwierigkeiten orientiert sich das Book Cafe also engagiert auf zukünftige Herausforderungen und will buchstäblich hoch hinaus.
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