Die Mycelium Network Society (MNS) ist eine Initiative von Stadtwerkstatt (Linz, A) und cycleX (Andes, New York). Die MNS thematisiert Pilze, Sporen und Myzele als alternative Informationsnetzwerke.
Am Anfang der Auseinandersetzung mit dem Thema Myzelium und Pilzen stand seitens der STWST eine Arbeit von taro, bei der Pilszsporen mit einem Wetterballon in die Atmosphäre und potentiell darüber hinaus getragen wurden – dies verwies auf die Überlebensfähigkeit und extrem weitreichend mögliche Verbreitung von Sporen. Die Arbeit wurde 2015 im Rahmen von STWST48 gezeigt. Während dieses ersten STWST48, das in der Form seither jedes Jahr parallel und mit der Ars Electronica stattgefunden hat, wurde außerdem ein mittels Haaren genommener, verriebener und vermischter Gencode von Dutzenden in der STWST anwesenden Artists und KuratorInnen mit den Pilzsporen »ins Weltall« geschickt. Diese Auseinandersetzung mit Pilzen, Sporen und Mycelien – und auch mit verschiedenen, offenen Systemen von Informationsübertragung – steht seit Beginn mit dem Infolab der Stadtwerkstatt in Verbindung. Die Mycelium Network Society selbst wurde dann später mit einer Ausstellung und einer Podiumsdiskussion auf der Transmediale 2017 in Berlin eröffnet. Es folgten mehrere Residency-Artists, die 2017 in Linz auf dem mit der STWST assoziierten Schiff Eleonore mit Myzelien arbeiteten und die im selben Jahr im Rahmen vom STWST48x3 in Linz gezeigt wurden. Ein Jahr später, bei STWST48x4, war im September in Linz als Preview ein Prototyp eines Atoms aus der Patulin-Molekülstruktur zu sehen, derjenigen größeren Arbeit, die die Stadtwerkstatt nun bei der Biennale Taipeh mit der Mycelium Network Society präsentiert hat. Die Taipeh-Biennale wurde am 17. November 2018 eröffnet, dauert noch bis 10. März 2019 und läuft unter dem Titel »Post Nature – A Museum as an Ecosystem«. Hier zeigt die Stadtwerkstatt mit der MNS eine in der Natur toxische Patulin-Struktur mit 17 Atomen, in der Lingzhi-Myzele kultiviert werden und in die maßgeschneiderte Elektronik installiert wurde, um die verschiedenen physikalischen Eigenschaften und Informationen wie Feuchtigkeit und Temperatur aus dem Pilzwachstum zu übertragen. Die STWST stellt damit im Besonderen ihre alternative Beschäftigung mit Netzwerk, Kunst und Information vor, und nimmt damit mehrere Fäden auf, die sie zwischen alternativer Medienkunstgeschichte und verweigerten Kunstmechanismen verwebt. Gemeinsam mit der STWST-Crew und Martin Howse wurde mit KünstlerInnen aus Taipeh ein Workshop rund um Interaktion/Kommunikation mit Pilzen veranstaltet – die Arbeit wurde dementsprechend mit einer Soundperformance eröffnet.
Für die Jahre 2018 – 2020 ist weiters geplant, die Mycelium Network Society in einer Art Franchise-Modus zu betreiben. Es sind alternative Kunsträume und Bio(Hack)Labs gefragt, um eigene Labore zu etablieren, in dem Künstler und Künstlerinnen mit Myzelien, Pilzen und Sporen als Kunst- und Netzwerkmedium arbeiten. Diese Netzwerkarbeit versteht sich als im offenen Prozess befindlich, die MNS besteht im Herbst 2018 aus weltweit 10 Knoten. Es sollen Workshops, Residencies und Ausstellungen organisiert werden. Die Netzwerkknoten und Orte kultivieren ihr eigenes lokales Myzel-Netzwerk. Sie bleiben in ihrem Betrieb unabhängig und autonom, erklären sich aber bereit, Informationen und Ressourcen zu teilen und Teil eines größeren globalen Myzelium-Netzwerkes zu sein. Darüber hinaus werden analoge Aspekte der Kommunikation zwischen den Netzwerkknoten berücksichtigt. Die Netzwerkknoten sind bereits jetzt aufgefordert, Sporen und Mycelien für eine globale »Sporen-Releaseparty« im Jahr 2020 zu sammeln.
Die Mycelium Network Society verbindet die Idee, mit und nach den bereits erfolgten Arbeiten weitere Projekte unter diesem Titel zu initieren und in der rhizomischen Weise eines post-internet mudlands weitertreiben zu lassen:
Mycelium Network Society (MNS) imagines an underground network situated in a post-internet mudland and powered by fungus, spores, culture, kitchen, radio, transmission, installations, workshops and performances. Departing from the pursuits of magic mushroom, MNS charts a state of hyper-hallucination to collective fungal consciousness, investigates the fungi culture, its network capacity to communicate and process information. As an after nature’s network, MNS commands its own domain in human-disturbed forests - sprouting across the moisture of rich soils, expanding its colonies, sharing informations, networking co-habitants across borders. In our withered ecosphere, we seek out mycelium to lead us out of the ruins, to construct political tactics, to salvage economic meltdown, to persist in constant molecular communication a la mycelium mode. (Manifest MNS, http://myceliumNS.net)
2018 gibt es neben der STWST und cycleX diese Netzwerkknoten: APO-33 Nantes/France; furtherfield London/UK; Coalesce: Center for Bilogical Art Buffalo/USA; Squeaky Wheel film and media art center Buffalo/USA; The Santuary for Independent Media | Nature Lab Troy/USA; GENSPACE New York City/USA; DIMENSION PLUS, Taipei/Taiwan; 竹圍工作室|Bamboo curtain studio, Taipei/Taiwan.
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MYCELIUM NETWORK SOCIETY – STWST at Taipeh Biennale
11. Taipeh Biennale 2018: Post Nature - A Museum as an Ecosystem
Taipeh Fine Arts Museum/Taiwan, 17. Nov 2018 bis 10. März 2019
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Weitere Links, Fotos und kurze Sound-Videofiles unter:
stwst.at
https://newcontext.stwst.at/tools/stwst_goes_biennale_taipeh
Die Mycelium Network Society wird supported von: Prosecco City of Media Arts