"Während daher, seltsames Zusammentreffen, Lucien in das Räderwerk des ungeheuren Mechanismus des Journalismus hineingeriet [...], beschäftigte sich David Séchard in seiner Druckerei mit dem Fortschritt der periodischen Presse seinen materiellen Konsequenzen nach […] Sein Gedanke, durch Herstellung billigen Papiers ein Vermögen zu machen, war durchaus richtig, und die Ereignisse haben seine Voraussicht gerechtfertigt […] Dank der Einführung von Ersatzstoffen für die Lumpen kann Frankreich das Papier billiger als irgendein Land Europas herstellen.“ (Honoré de Balzac, Verlorene Illusionen)
Als gäb’s nicht genügend Anlass, sich – je nach Inklination – über die Welt zu ärgern oder an ihr zu verzweifeln, stellt auch noch die Stammdruckerei von Versorgerin & Referentin Mitte 2023 wegen steigender Papier- und Energiekosten ihren Betrieb ein.
Um letztere abzufedern, wird hierzulande primär auf sozialpartnerschaftliche Verhandlungen gesetzt – in Großbritannien stehen die Zeichen auf Arbeitskampf, wie Stefan Dietl berichtet. Till Schmidt nähert sich dem Begriff des Populismus, Erwin Riess zeigt dessen Praxis in einer neuen Groll-Geschichte und Svenna Triebler widmet sich dem Vokabel von der »Technologieoffenheit« bei erneuerbaren Energien. Barbara Eder rezensiert Tiago Saraivas »Fascist Pigs«, Ronny Günl Josefine Rieks Roman »Der Naturbursche« und Melanie Letschnig teilt ihre Beobachtungen zu Ruth Beckermanns Film »Mutzenbacher«. Helmut Donat porträtiert den Ökonomen & Pazifisten Oskar Stillich, Magnus Klaue den Kinderanalytiker Donald W. Winnicott und dessen Arbeiten zur Subjektgenese und Marcel Matthies setzt sich mit der literarischen Gestaltung jüdischer Identitäten auseinander.
Um auf die Weltenlage zurückzukommen – da dekretieren die einen nassforsch resistance is futile, während andere sich an ein resistance is furtile klammern.
Die Stadtwerkstatt siedelt 2023 mit dem Jahresclaim COLD RESISTANCE zwischen kaltem Widerstand und Kälteresistenz, zwischen Tech-Anarchia und warmer Klimakatastrophe, zwischen kühler Kritik des Verstandes und widerständiger Welt des Rückzuges. Draußen: Smash! Drinnen: Im Bett liegen und kritisch sein! Außerdem Texte zu Archivprojekten, künstlerisch bearbeitetem Wildwuchs und einer Ausstellung in der Albertina mit STWST-Bezug. Letzterer verdankt sich auch das Cover (Hauenschild Ritter: Lichtung, 1994, Ausschnitt), das eines der Werke zeigt, als es noch nicht in der Albertina, sondern im Saal der STWST hing.
Auf einen langen Winter der Technogie (RIP, H.M. Enzensberger) spekuliert
die Redaktion